„Ideen verwirklichen – anpacken, angreifen und abräumen!“ ist das Motto von Dominik Guyer, Kommunikationscoach und Projektmanager im Mediensektor. „Es zieht mich immer wieder vor Menschen. Zum einen, um mein Wissen weiterzugeben, z.B. als Dozent für Projektmanagement an der Akademie Deutsche POP. Zum anderen unterhalte und inspiriere ich gerne andere auf meine Art und Weise“, erklärt Dominik mit einem verschmitzten Lächeln. Gemeinsam mit dem Filmemacher Clemens Bittner hält er regelmäßig Seminare darüber, wie jeder Einzelne gute Ideen entwickeln und diese umsetzen kann.
Dominik Guyer hat Media Acting und Rhetorik an der Akademie der media, Stuttgart und der HS Mittweida studiert und sein Studium als Medienwirt abgeschlossen. Heute wirkt er als Kommunikationscoach und Manager bei der Deutschen POP in Stuttgart und aktuell bei der United POP in Melbourne.
Dominik, Du sagst: anpacken, angreifen und abräumen – wer sind Deine Vorbilder?
Da ist zum einen Farin Urlaub. Den kennen sicherlich viele als Sänger der Rockband „Die Ärzte“. Und mein anderes Vorbild heißt Alexander Hartmann. Alexander ist ein Mentalist – ein Unterhaltungskünstler, der mit Hypnose arbeitet, zudem Hypnose-Ausbilder und ein besonderer Mensch.
Warum hast Du ausgerechnet diese beiden zu Deinen Vorbildern gewählt?
Farin Urlaub erscheint manchem vordergründig vielleicht wie ein alberner Rockstar. Doch hinter der „Kulisse“ steckt eine Tiefgründigkeit mit sehr viel Wissen und spannenden Überlegungen über die Welt und das Leben. Er ist ja schon in jungen Jahren viel gereist, noch bevor er mit der Rockmusik begann, und hat dabei jede Menge Erfahrungen gesammelt. Das habe ich gespürt. Er hat mich tief beeindruckt.
Alexander Hartmann ist für mich in beruflicher Hinsicht ein Vorbild. Er hat in kurzer Zeit seine Ideen verwirklicht, ist dabei sehr erfolgreich und trotzdem nicht abgehoben. Er strahlt ein starkes Selbstvertrauen aus, auch wenn er noch nicht weiß, ob seine Konzepte überhaupt beim Publikum ankommen.
„Wer nicht bei sich ist, sollte nicht losfahren und sein Heil in der Ferne suchen. Ich habe solche Existenzen getroffen, sie sitzen dann im Paradies und saufen. Ich fahre schon glücklich los. Mir geht’s auch hier gut.“
Farin Urlaub, „Die Ärzte“
Was macht Menschen generell zu Vorbildern?
Vorbilder sind für mich Persönlichkeiten, die ein erstrebenswertes Bild vorleben. Dabei bewundere ich besonders Fähigkeiten, die ich selbst in der Form nicht bei mir sehe. Oft bezieht sich das auf berufliches Schaffen. Andererseits gibt es für mich Vorbilder, die eine außergewöhnliche Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit gegenüber anderen zeigen und damit oft Veränderungen bewirken. Ein bemerkenswertes Beispiel ist Nelson Mandela. Menschen wie ihn kann ich nur bewundern. Denn ich kann mir nicht vorstellen, selbst einen solchen Willen und eine solche Einsatzbereitschaft für eine Sache aufzubringen mit allen Konsequenzen, wie z.B. die lange Haftstrafe, die Mandela hinnehmen musste.
Hattest Du auch Idole?
Farin Urlaub war anfangs mehr ein Idol, als ein Vorbild. Das hatte sich geändert, als ich die Chance hatte, ihn wirklich näher kennenzulernen.
Was unterscheidet Idole von Vorbildern?
Idole sind wie Wunschträume, ohne sich sicher zu sein, ob man überhaupt gerne so leben möchte, wenn man die Wahl hätte. Idole „himmle“ ich eher an, Vorbildern zolle ich einen riesigen Respekt und mache mir ggf. die Weltanschauungen und Einstellungen dieser Vorbilder zu Eigen – wenn sie mich überzeugen.
„Das mag vielleicht keiner hören. Aber das ist der beste Tipp, den ich jedem geben kann: Richtig geil auf die Fresse fliegen – so oft wie möglich! Man muss die Finge erleben, vor denen man Angst hat.“
Alexander Hartmann, Mentalist und Hypnose-Trainer
Wie haben Dir Deine Vorbilder geholfen, im Leben weiter zu kommen?
Vorbilder haben mich motiviert, Wege zu gehen, die ich ohne diese Vorbilder nicht gegangen wäre. Die Motivation entstand in erster Linie durch die Lebenseinstellungen und (Welt-)Ansichten meiner Vorbilder. So entschied ich mich, an einem bestimmten Punkt meinen Weg zu gehen und nicht den, den die Gesellschaft oder mein Umfeld vermeintlich von mir erwartete.
Wie bist Du auf Deine Vorbilder gekommen?
Farin Urlaub hatte ich durch eine Freundin kennengelernt, und Alexander Hartmann im Rahmen eines Interviews für mein Musikmagazin „Music & Business“. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Alexander in manchen Punkten zu einem Vorbild werden würde.
Heißt das, wer sich in der Welt bewegt, trifft interessante Leute und früher oder später auch auf Vorbilder?
So ist es!
Was meinst Du, wann brauchen Menschen Vorbilder?
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene brauchen ganz besonders Vorbilder. Vorbilder geben ihnen Halt und können maßgeblich beim Wachsen und Aufbau der eigenen Persönlichkeit helfen. In schwierigen Lebenssituationen können Vorbilder viel Kraft geben.
Auch darum erscheint es mir, dass für ältere Menschen viel wichtiger als Vorbilder der eigene Glaube ist – egal, ob an eine Gottheit, eine übersinnliche Kraft oder was auch immer. Ich stelle mir vor, dass der „Lebensabend“ eine Lebenssituation der Unsicherheit und großen Haltlosigkeit sein kann. Der Glaube kann extrem viel Kraft und Zuversicht im Leben und in der bedeutenden Phase des Lebensabends spenden.
Wie groß kann die Kraft der Vorbilder sein?
Sie kann gewaltig sein und Nationen bewegen. Sie wird immer in schwierigen Situationen entfesselt, in denen der Mensch nach Halt und Orientierung sucht.
Was können Deiner Ansicht nach Vorbilder nicht leisten?
Vorbilder sollten nicht ihre eigenen Weltanschauungen und Meinungen anderen auferlegen bzw. diktieren. Vorbilder können Dir zwar Halt geben, aber sie sollten nicht Deine soziales Umfeld ersetzten. Manch Jugendlicher identifiziert sich so sehr mit einer „Heldenfigur“, einem Idol, dass im Extremfall sogar der Bezug zur Realität verloren geht. Dann kann das Positive eines Vorbildes sich ins Negative wandeln. Vorbilder sollten, überspitzt gesagt, also nicht zu „Gottheiten“ werden.
„Stecke Dir konkrete Ziele, verwirkliche Deine Ideen, probiere Dich aus, lerne daraus und entwickle Dich selbst dadurch weiter. Gehe diesen Weg, dann wird im Laufe der Zeit alles immer klarer und erfüllt Dich mit Freude!“
Dominik Guyer, Kommunikationscoach
Was möchtest Du anderen Menschen raten, wie sie ihren Weg im Leben finden können?
Versetz Dich einmal gedanklich in die Situation, dass Du selbst frei wählen kannst. Stell Dir vor, es hat niemand von außen einen Wunsch oder eine Erwartungshaltung an Dich. Und dann überleg Dir, was Du selbst gerne beruflich oder privat machen möchtest – was würdest Du tun, wenn Du das machen kannst, was DU selbst willst? Ich raten jedem, verwirkliche das, was Du möchtest – wenigstens einen Teil davon!
Hast Du das selber auch gemacht?
Für mich gab es einen Punkt im Leben, an dem ich mich entschieden habe, meinen eigenen Weg zu gehen. Es war der Punkt, an dem ich direkt vor Augen geführt bekam, was ist, wenn von einem auf den nächsten Moment nichts mehr so ist, wie es gerade noch war. Es war der Zeitpunkt, an dem meine Ex-Freundin tödlich verunglückte. Da wurde mir bewusst, wie schnell es vorbei sein kann, und dass ich bisher mehr die Wünsche anderer, als meine eigenen erfüllt hatte. Wenige Tage später sagte ich meine Ausbildungsstelle ab – ich war unter 400 Bewerbern ausgewählt worden. Aber eigentlich wollte ich diese Ausbildung gar nicht machen.
Das ist ein sehr mutiger Schritt! Woher kam dieser Mut?
Weitergebracht hatte mich ein Buch: „Von der Berufung zum Beruf“. Es war das erste und einzige Buch, bei dem ich während des Durcharbeitens noch nicht wusste, was das Ergebnis sein wird. Erst im letzten Kapitel werden alle Puzzleteile zusammengesetzt, und dann wird deutlich, was Du im Leben tun solltest – beruflich wie privat – um ein erfülltes und glückliches Leben zu haben – ein Leben, das Dich motiviert und Spaß macht.
Wichtig dabei ist: Du darfst nicht im Moment der „Überlegungen“ und der „Selbstzweifel“ hängen bleiben. Und das geschieht sehr leicht. Stecke Dir konkrete Ziele, verwirkliche Deine Ideen, probiere (Dich) aus, lerne daraus und entwickle Dich selbst dadurch weiter. Gehe diesen Weg, dann wird im Laufe der Zeit alles immer klarer und erfüllt Dich mit Freude.
Interessante Links
- Dominik Guyer
- Dominik Guyer LampenfieberFREI
- Alexander Hartmann
- Warum Farin Urlaub Farin Urlaub heißt – Wenn Farin Urlaub nicht für Die Ärzte singt, dann fährt er weg und macht Fotos. Ein Gespräch über Afrika, ein Deutschland, das sich verändert und was das alles mit seinem Namen zu tun hat. Von Michael Pilz, 21.9.2015, Welt.de
- Angelika Gulder, Finde den Job, der dich glücklich macht: von der Berufung zum Beruf., Frankfurt a.M., Campus, 2004, ISBN: 3-5933-7550-8