An diesem Freitagabend bin ich mit einem guten Freund auf dem Weg zum “Wyschiff” am Zürcher Bürkliplatz. Ein dutzend prachtvolle Schiffe haben am Quai angelegt. An Bord ist eine wertvolle Fracht: über 4500 verschiedene Weine aus allen Anbaugebieten der Welt. Die Besucher strömen herbei zur Weinprobe, und wir sind mitten drin. Es geht von einem Schiff zum nächsten. An gemütlich hergerichteten Theken werden edle Tropfen zum Probieren gereicht. Wir testen Weinsorten aus dem Wallis und genießen die gemütliche Atmosphäre bei guten Gesprächen. Spät am Abend erreiche meine Wohnung und denke noch über den schönen Ausflug nach, da bemerke ich, dass da etwas ist – ein ganz schwaches Jucken im Hals – schwer zu beschreiben. Etwas verunsichert gehe ich zu Bett.
Am kommenden Morgen spüre ich das merkwürdige Kribbeln im Hals intensiver. Ich fühle mich nicht fit. Eigentlich wollte ich ins Fitness-Center. Ich war zu lange nicht da und hätte etwas Bewegung nötig. Doch mein Körper sagt mir: “Geh auf Nummer sicher und bleib daheim.” Ein guter Entscheid, denn nur wenige Stunden später überfallen mich heftige Muskel- und Gliederschmerzen. Mein Kopf ist schwer und schmerzt. Ich fühle mich schlaff, unmotiviert und müde. Diese schlagartige Zustandsverschlechterung und die Symptome lassen keinen Zweifel offen. Mich hat’s erwischt – ich habe mir eine Grippe eingefangen!
Ich möchte mir mit Ihnen etwas Zeit nehmen, um der Grippe auf den Grund zu gehen. Früher oder später ist ja jeder davon betroffen. Wer die Grippe besser versteht, weiß auch, was zu tun ist, um sie gut zu überwinden. Im Gegensatz zur Erkältung ist die Grippe eine ernstzunehmende Erkrankung. Das Influenzavirus löst die Krankheit aus und schwächt das Immunsystem. Wer jetzt nicht Acht gibt, kann sich leicht eine gefährliche Zweitinfektion einfangen, zum Beispiel eine Bronchitis oder eine Lungenentzündung.
Wenn ich mir überlege, wie viele erkrankte Menschen in der Bahn sitzen, anstatt das Bett zu hüten, dann wird klar, warum sich Viren so erschreckend schnell ausbreiten können. Pflichtbewusstsein ist ja gut. Aber bei einer Grippe heißt es: “Bleib Zuhause, Du steckst nur deine Kollegen an.” Ist doch logisch, sollte man meinen. Studien zeigen aber, dass nur wenige Chefs ihre Mitarbeiter nach Hause schicken, wenn sich diese krank zur Arbeit schleppen. Dabei ist dieser Raubbau am eigenen Körper eine der Hauptursachen von Burnout. Gesundheit am Arbeitsplatz erscheint da auch irgendwie krank.
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch einer Grippe vergehen in der Regel zwei bis drei Tage. Bei der Weinprobe habe ich mir das Virus also nicht zugezogen, wahrscheinlicher im Zug. Viren, die sich auf Menschen eingestimmt haben, greifen immer die gleichen Zielorgane an. Grippeviren haben es auf Nase, Rachen und Kehlkopf abgesehen, in selteneren Fällen auch auf die Augen. Die Viren treffen zunächst auf die Schleimhäute der Atemwege. Deshalb treten genau hier die ersten Anzeichen einer Entzündung auf. Dann beginnt es, im Hals zu kratzen. Die Grippe ist also eine lokale Erkrankung der oberen Atemwege. Wenn man aber nicht Acht gibt, kann sich die Erkrankung auf die unteren Atemwege und die Lunge ausdehnen.
Dann ist der Arzt gefragt.
Wissenschaftlich gesehen sind Viren winzig kleine infektiöse Partikel, nicht einmal ein tausendstel Millimeter groß. Ein Virus sieht aus wie ein Ball mit vielen kleinen abstehenden Antennen. Es besteht im Wesentlichen aus einer Proteinkapsel mit Nukleinsäure-Molekülketten im Kern. Die Nukleinsäure-Molekülketten haben eine besondere Bedeutung. Sie speichern die genetische Information des Virus und dienen zu dessen Vervielfältigung. Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel und können daher nicht alleine überleben oder sich vermehren. Sie benötigen dafür die Zellen von Organen.
Virenvermehrung
Eingeatmete Grippeviren setzen sich auf die Zellen der Schleimhäute im Hals und attackieren diese. Das Virus bohrt sich in die Wand der Schleimhautzelle und injiziert virale Nukleinsäure-Moleküle. Die infizierte Zelle wird gewissermaßen umprogrammiert, so dass sie von nun an jede Menge virale Nukleinsäure-Moleküle produziert. Das strapaziert die Zelle, bis sie schließlich abstirbt und tausende neuer Viren freisetzt. Diese fallen dann über die benachbarten gesunden Zellen her – ein Ketteneffekt mit rasender Geschwindigkeit. Durch die zahlreichen abgetöteten Zellen entstehen Giftstoffe, die eine Art Körpervergiftung verursachen. Die Vergiftung führt in nur kurzer Zeit zu Symptomen wie Fieber, Gliederschmerzen und Müdigkeit. Wer diese Symptome spürt, ist bereits für andere ansteckend. Mindestens fünf Tage lang sollte menschlicher Kontakt soweit wie möglich vermieden werden, damit sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet.
Grippeviren sind ein gefährlicher Gegner. Darum ändere ich meine Taktik. Um den Kampf gegen die Krankheit aufzunehmen, verbünde ich mich mit meinem Körper. Ja wirklich! Es gibt ja Menschen, die sich in dieser Situation grämen: “Das kann ich jetzt aber gar nicht gebrauchen!”, “Wer soll nur die Arbeit machen!”, “Ach, ich armes Schwein”. Ärger und Selbstmitleid helfen hier nicht weiter. Im Gegenteil, sie frustrieren nur. Eine positive Haltung unterstützt hingegen nachweislich das eigene Immunsystem und ist daher ein wichtiger Teil der Therapie. Ich sage mir: “Mein Körper kämpft bereits gegen die kleinen Biester. Dann möchte ich ihn dabei so gut wie möglich unterstützen.” Und das geht durch – Abwarten und Tee trinken! Zugegeben, es klingt merkwürdig, trifft die Grundidee der natürlichen Heilung. Denn konsequente körperliche Schonung und Omas Hausmedizin helfen im Allgemeinen wunderbar, um die Krankheit einzudämmen und wieder gesund zu werden. Das gilt für alle Menschen, die kein schwaches Immunsystem haben oder unter Krankheiten leiden. Geschwächte Menschen oder schwangere Frauen sollten bei Grippe zum Arzt gehen.
Es gibt ja Menschen, die bei Erkältung reflexartig zu Medikamenten greifen. Das ist aber oft nicht nötig, und kann auch von Nachteil sein. Beispielsweise helfen Antibiotika nicht gegen Viren, werden aber immer wieder prophylaktisch verschrieben. So verlieren Antibiotika ihre Wirksamkeit im Kampf gegen Keime. Das ist richtig dumm! Ein anderes Beispiel: verschiedene Medikamente gegen Erkältung enthalten Schmerzmittel wie Aspirin oder Paracetamol. Beide Mittel senken Fieber. Doch Fieber ist ein sehr wichtiger Abwehrmechanismus unseres Immunsystems und sollte nur gesenkt werden, wenn das Fieber zu hoch wird, etwa ab 39 Grad. Abgesehen davon ist Paracetamol dafür bekannt, dass es die Leber angreift. Aspirin darf hingegen nicht von Kindern oder Jugendlichen bei Fieber eingenommen werden. Mit Kombi-Präparaten gegen Erkältung schluckt man gleich einen ganzen Chemie-Cocktail. Das Schweizer Verbraucherjournal Ktipp schreibt, dass Experten von solchen Medikamenten eher abraten. Meine früheren Erfahrungen damit waren auch nicht positiv.
Omas gute Haustherapie empfiehlt zur Behandlung von Grippe viel Ruhe und positive Gesinnung, körperliche Wärme, viel trinken, Vitamine und Naturmedizin. Ruhe und positive Gesinnung halten Stress vom Körper fern. Das stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte, die sich ja mit der Bekämpfung der Viren beschäftigt sind. Schlaf gibt dem Körper Zeit sich zu heilen und zu erholen. Während der Grippe braucht der Körper besonders viel davon.
Wärme unterstützt ebenfalls das Immunsystem. Wenn unser Körper unterkühlt ist, werden die Schleimhäute der Atemwege schlechter durchblutet. Dann fällt es ihnen schwerer, Viren oder Bakterien zu widerstehen. Deshalb bekommen wir in der kalten Jahreszeit leichter eine Erkältung. Es ist also clever, den Viren etwas einzuheizen. Das haben sie nicht so gerne. Der bekannte italienische Tenor Luciano Pavarotti hat es immer gewusst: ein Schal kleidet nicht nur gut, sondern er schützt vor Erkältung. Pavarotti war schließlich auf eine gut funktionierende Stimme angewiesen.
Bei Grippe und Erkältung tut ein heißes Bad wohl. Die Temperatur sollte aber nicht über 40 Grad sein. Nach etwa 20 Minuten im warmen Nass heißt es abrubbeln und dann sofort ins Bett. So wirkt die gesunde Wärme lange nach. Neben der Wärme ist viel trinken sehr wichtig. Unser Körper braucht ja grundsätzlich viel Flüssigkeit. Zwei Liter am Tag sind ideal. Bei einer Grippe hilft viel trinken aber noch aus einem anderen Grund. Die Flüssigkeit spült den entzündeten Hals, löst zähen Schleim und hilft, die durch die Viren entstandenen Schlacken und Giftstoffe zu verdünnen und auszuscheiden. Den Viren fällt es so schwerer, sich zu vermehren. Auch der Flüssigkeitsverlust durch Fieber wird ausgeglichen.
Eine Tasse heißer Tee bringt dem Körper Flüssigkeit und Wärme von innen. Ich nehme Kräutertees, die bei Erkältung heilend wirken. Thymian und Lindenblüten stärken das Immunsystem, reduzieren
den Hustenreiz und treiben den Schweiß bei Fieber. Salbei wirkt entzündungshemmend und Spitzwegerich hilft bei Husten. Die Wunderwaffe gegen Erkältung ist allerdings die Hagebutte. Sie enthält fünfmal mehr Vitamin C als eine Zitrone und daneben weitere Vitamine und Mineralstoffe. Ich mag sehr gerne eine Klostergarten Kräuterteemischung mit Spitzwegerich, Süßholzwurzel, Thymian, Fenchel und Hagebuttenschalen, oder ich nehme einen Schweizer “Hudliwettertee” mit Salbei, Isländisch-Moos, Lindenblüten, Akazien, Süßholz und Pfefferminze. Zucker lasse ich grundsätzlich weg.
Die Grippe ist zwar eine unangenehme Krankheit, doch sie bietet eine wichtige Chance: Endlich einmal wieder richtig ausruhen und den Körper entschlacken. Diese Chance möchte ich nutzen. In den nächsten Tagen schalte ich ab von Arbeitsstress oder sonstigen Sorgen. Ich möchte zudem alles weglassen, was meinem Körper nicht gut tut. Das betrifft Kaffee oder schwere Kost. Nur leicht verdaubares, vitaminreiches Essen ist angesagt. Die Verdauung schwerer Kost belastet den Körper unnötig, der schon genug mit der Krankheit zu kämpfen hat. Eine Grippe ist eine ideale Gelegenheit, um sich schlechte Essgewohnheiten wieder abzugewöhnen. Nun habe ich Zeit nur für mich – ich werde sie brauchen, denn der Kampf gegen die Grippe ist schwierig und langwierig wie mein nachfolgender Bericht belegt. Ich habe die Grippe wie eine Achterbahnfahrt erlebt. Sie überrascht im Verlauf immer wieder mit neuen oder sich ändernden Symptomen. Ich berichte, wie ich diese Achterbahntour erlebt und ich mich verhalten habe, um am Ende gut anzukommen und die Krankheit zu überwinden. Sie erfahren jede Menge Hinweise und Anregungen, damit Sie Ihre nächste Grippe ebenso gut überstehen.
14 Tage Achterbahn durch die Grippe
1. Tag
Es ist Samstag. Die Grippe kommt wie auf Bestellung pünktlich zum Wochenende. Da muss ich mich beim Arbeitgeber nicht abmelden. Sonst wäre das meine erste Aktion. Ich gehe noch einmal schnell einkaufen, denn die nächsten Tage werde ich abtauchen. Im Einkaufbeutel landen nur leicht verdauliche Lebensmittel sowie Früchte, Kräutertees, Kekse, Kerzen und Papiertaschentücher. Ich gebe besonders Acht, dass ich nicht unnötig Gegenstände berühre und oder jemanden die Hand gebe. Schließlich bin ich bereits ansteckend.
Wieder daheim, bereite ich mich auf die mein Pflegeprogramm vor. Ich lege mir alles zurecht: einen Topf für Dampfbäder zum Inhalieren, Handtücher, verschiedene Teesorten, Kerzen und Papiertaschentücher. Damit die nächsten Tage nicht zu eintönig werden, suche ich mir Hörbücher aus meiner CD-Sammlung aus. Einige habe ich noch gar nicht gehört. Nun ist ein guter Zeitpunkt, das nachzuholen.
Meine Behandlung beginnt mit einem heißen Bad bei Kerzenlicht. Das entspannt und tut einfach gut. Der Reiz im Hals lässt nach, ebenso die Muskelschmerzen. Etwa 20 Minuten später trockne ich mich ab und geh sofort ins Bett. Der CD-Spieler läuft, und ich lausche der Geschichte eines Hörspiels. Irgendwann schlafe ich ein. Erst am Abend wache ich auf. Ich esse etwas, trinke langsam einen heißen Tee und lege mich wieder hin. Die Heizung habe ich nur auf moderate Wärme eingestellt. Es darf nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm sein. Zu viel Wärme trocknet den Hals aus und spielt so den Viren zu.
2. Tag
Am Morgen fühle ich mich einigermaßen gut. Erst einmal raus aus dem Bett. Ich zieh mir etwas über und lüfte den Raum kurz aber intensiv durch. Die stickige Luft muss raus. Die Außenluft ist frisch, sie hat eine höhere Luftfeuchtigkeit und tut daher den Atemwegen gut. Ich meide aber kalte Zugluft. Das wäre gefährlich. Mein Hals ist gereizt, und die Muskeln schmerzen nach wie vor. Ich bleibe bei meinem Vorgehen: warm halten, hin und wieder einen heißen Tee trinken, viel ausruhen und schlafen. Es mag paradox klingen, aber ich fühle mich gar nicht mal so schlecht. Im Bett ist es kuschelig warm und ich höre in aller Ruhe spannende Krimis oder Erzählungen zur Weltgeschichte. Die Nacht vergeht ohne größere Schwierigkeiten. Allerdings nimmt der Schmerz im Hals zu.
3. Tag
Montag ist eigentlich Arbeitstag. Und da spüre ich auch schon diesen psychologischen Druck in mir: “die Arbeit muss gemacht werden, die Kundschaft wartet.” Das kennen Sie doch sicher auch. Es ist gar nicht einfach, jetzt wirklich abzuschalten und dabei kein schlechtes Gewissen zu haben. Das können wir nun dank der Grippe üben. Alles andere wäre in dieser Situation verantwortungslos. Die Grippe zeigt inzwischen stärke Präsenz. Ich fühle mich angeschlagen. Meine Halsschleimhäute sind stark angegriffen und kratzen. Es wird klar, diese Grippe lässt sich nicht einfach abschütteln.
Ich rufe meinen Arbeitgeber an und erkläre die Situation. Es wird mindestens einige Tage dauern, bis ich wieder fit bin. “Danke für die Nachricht, dann gute Besserung!” kommt von der anderen Seite des Telefons. Ich bin froh! Schnell noch die wichtigsten Nachrichten in der Mailbox beantworten und Kunden informieren. Danach schalte ich alle Geräte wieder konsequent ab. Was glauben Sie, was ich dann mache? Richtig, Sie haben den Bogen raus: warm halten, hin und wieder einen heißen Tee trinken, viel ausruhen und schlafen.
4. Tag
Als ich am nächsten Morgen aufwache, klingt meine Stimme beschlagen. Die Halsschleimhäute sind stark entzündet, was dazu führt, dass sie Stimmbänder nicht mehr richtig funktionieren. Im Laufe des Vormittags verschlimmert sich die Situation weiter. Gegen Mittag ist meine Stimme fast ganz weg. Das ist schlimmer, als wenn das Handy verloren geht. Es doch für ein wunderbares Geschenk, sprechen zu können. Das wird mir bewusst, jetzt wo die Stimme weg ist. Aber was kann ich in dieser Situation überhaupt für meine Stimme machen?
Es kann leicht drei bis vier Tage dauern, bis die Stimme wieder kräftig ist. Ich kenne keine Methode, die sie sofort zurückbringen könnte. Die Stimmkraft kommt nur langsam zurück, was von der Dauer der Entzündung von Hals und Stimmbänder abhängt. Es ist ratsam, die Stimme konsequent zu schonen, also nicht zu sprechen. Ich nutze nur noch e-Mail und SMS-Nachrichten, um mich mitzuteilen. Es ist wichtig, die gereizten Schleimhäute im Hals immer schön feucht zu halten. Dafür trinke ich viel Kräutertee und inhaliere regelmäßig über einem heißen Dampfbad mit Kamille, auch wenn diese nach dem Inhalieren etwas austrocknend wirkt. Wer das nicht mag, kann als Alternative Thymiantee nehmen. Kamille und Thymian töten beide Keime ab. Übrigens, ich verwende den Teeaufguss zum Inhalieren mehrfach. Das funktioniert gut und spart viel Zeit und Tee. Der Aufguss muss für die Behandlung immer bereit stehen, um schnell auf Husten reagieren zu können.
Am Abend hat der Hustenreiz stark zugenommen. Mein Bauch und das Zwerchfell sind von Hustenattacken schon überanstrengt. Trockener Reizhusten ist eine typische Erscheinung in der ersten Phase einer Erkältung oder Grippe. Die Ursache dafür sind die gereizten Schleimhäute im Hals. Sie senden über Nerven neuronale Signale an das Hustenzentrum im Gehirn und lösen damit den Hustenreflex aus. Dieser trockene Husten ist sehr unangenehm. Erst in der späteren zweiten Phase der Erkältung oder Grippe erfahren wir den feuchten Husten, der zum Endschleimen hilft und erlösend wirkt. Sobald die Entzündung der Schleimhäute abklingt, tritt der Husten nicht mehr auf. Man muss den Husten gut beobachten, um rechtzeitig zu merken, ob eine Bronchitis oder Lungenentzündung entsteht. Wenn der Husten nach einigen Tagen nicht nachlässt, ist der Arzt gefragt.
Inhaliertopf
Um Husten kurzfristig zu beruhigen, ist meiner Erfahrung nach Inhalieren am besten. Ich nehme dazu einen Topf, fülle ihn mit heißem Wasser und gebe Kamillenteeblüten dazu. Ein Teebeutel geht auch. Dann schnell ein Handtuch über den Kopf und den heißen Dampf ganz vorsichtig einatmen. Langsam finde ich einen sicheren Rhythmus und atme nur aus dem Bauch. Ein wunderbarer Moment, denn der ganze Körper entspannt. Hals und Stimmbänder werden durch den feinen Kamillendampf sanft eingerieben. Wenn das Gesicht vor Hitze und Feuchtigkeit tropft, ist es richtig gut. Ich inhaliere in zwei Runden hintereinander. Danach kann ich wieder sprechen. Die Stimme ist zwar belegt, aber es geht. Das zeigt die positive Wirkung des Kamillendampfes auf die Stimmbänder. Ich darf aber nicht weiter sprechen, um die Stimme zu schonen.
Inhalieren
Der Schleim im Hals löst sich und muss raus. Auf keinen Fall den Schleim schlucken – das ist ja ekelhaft! Möchte Sie wissen warum? Der Schleim bindet die abgetöteten Zellen mit Viren und Schlacken. Für mich ist das ist eine virulente Giftmischung. Darum habe ich immer ein Papiertaschentuch parat. Alles klar?
Ich habe leichtes Fieber und spüre wieder den Hustenreiz. Die Grippe versucht sich auszubreiten. Es wird eine unruhige Nacht werden. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin froh, wenn ich die Grippe alleine auskurieren kann. Ich muss mich nicht erklären oder das Gefühl haben, jemanden zu stören. So kann ich mich voll auf mich und die Sache konzentrieren. In dieser Nacht werde ich viel zwischen Schlafzimmer, Bad und Küche hin und her wandern und regelmäßig mein Heilungsritual durchführen. Das geht nicht anders.
Solange ich schlafen kann, ist es gut. Doch mein Körper meldet sich immer wieder mit Hustenattacken. Dann mache ich mich auf in die Küche und koche schnell Tee, und setze den Aufguss für das Dampfbad erneut auf. Egal was geschieht, ich bleibe ruhig und positiv. Es ist ganz wichtig, mit sich selbst gelassen und liebevoll umzugehen. Ich nehme mir für alles genug Zeit, zünde eine Kerze an und nehme hin und wieder einen Keks zum Tee. Ich vermeide alles, was Stress auslösen könnte: kein grelles Licht, keine aggressive Musik und schon gar kein Fernsehen. Hörbücher sind für mich aber ok. So bin ich, während ich in der Küche überm dem Dampftopf schwitze, unterwegs in der Weltgeschichte mit Hape Kerkeling. Hape spricht gerade über Karl Max als dieser zur Revolution aufrief, „Völker hört die Signale!“ Das passt. Mit dem Spruch beschwöre ich meine Immunzellen, eine Revolution gegen die fiesen kleinen Eindringlinge in meinem Körper anzuzetteln.
5. Tag
Am Morgen um drei Uhr wache ich mit Kopfschmerzen auf. Das muss an Karl Marx liegen – oder doch an der Grippe? Der Hals fühlt sich trocken an, und der Husten ist härter geworden. Im Hals hat sich Schleim festgesetzt. Zeit für das Heilungsritual. Sie kennen es ja schon. Heißer Tee und Inhalieren wirken Wunder – sie beruhigen die Schleimhäute und stoppen den Hustenreiz sofort. Der Schleim im Hals löst sich. Ich zieh mein Papiertaschentuch… und Rausschmiss. Au Backe, gelber Schleim! Ist ja ekelig! Ich habe gelesen, dass gelber Schleim ein Zeichen dafür ist, dass ich wirklich übel erkältet und ansteckend bin. Das kann ich jetzt bestätigen. Grüner Schleim deutet dagegen auf eine bakterielle Entzündung hin. Dann sollte man zum Arzt gehen. Also, da kann ich doch cool bleiben und weiter machen. Ich male kleine bunte Schleimer auf ein Blatt Papier. Wenn mir mal wieder ein Schleimer begegnet, werde ich an dieses Bild denken.
Um fünf Uhr früh haben die Kopfschmerzen weiter zugenommen. Hinzu kommen nun auch Nackenschmerzen. Ich überlege mir, dass es die Giftstoffe in meinem Körper sind, die zu diesem Druck in meinem Kopf und Nacken führen. Ein natürliches Mittel gegen Kopfschmerzen ist Pfefferminzöl. Es wird auf Stirn und Schläfen aufgetragen und wirkt entspannend. Ich habe aber kein Pfefferminzöl Zuhause. Gegen acht Uhr lenke ich ein. Ich nehmen eine halbe Tablette Aspirin und lege mich ins Bett. Einige Zeit später lassen die Schmerzen nach. Ich schlafe ein…
Später beim Frühstück überrascht die Grippe mit einem neuen Symptom. Was ich esse, schmeckt nicht mehr – alles ist fad und unappetitlich. Der Grund ist, dass die Viren auch die Riechschleimhaut in der Nase angreifen. Die ist für den Geruchsinn und, neben der Zunge, für den Geschmacksinn zuständig. Ich sage mir: wie schön ist es doch, wenn der Geschmack funktioniert – wenn das Menü so richtig lecker schmeckt. Mein Geschmacksinn wird ja zum Glück nach der Grippe wieder kommen. Aber das ist etwas, was ich von der Grippe lernen kann – meinen Geschmacksinn wieder zu schätzen und nicht einfach für selbstverständlich hinzunehmen. Ich nehme mir vor, wenn ich der Geschmack wieder da ist, mit vollem Bewusstsein so richtig lecker essen zu gehen.
Der Tag verläuft recht gut. Ich fühle mich besser. Ich kann sogar einfache Arbeiten verrichten. Doch die Euphorie ist trügerisch. Am Abend nehmen Kopf- und Halsschmerzen wieder zu. Ich habe das Gefühl, dass die kleinen Biester in meinem Körper am Abend wieder mobil werden. Ich mache konsequent weiter mit meiner Therapie.
6. Tag
Nachts kann ich nicht schlafen. Um zwei Uhr sind die Kopfschmerzen so heftig, dass noch einmal eine halbe Tablette Aspirin zu mir nehme. Die Kopfschmerzen lassen nach, und ich schlafe nach einiger Zeit tatsächlich ein. Nur drei Stunden später schrecke ich auf – klatschnass – in Schweiß gebadet. Ich bin mir sehr sicher, dass das Aspirin den Scheiß getrieben hat. Das ist nicht tragisch. Schwitzen ist ja eigentlich gut, da es Gifte und Viren aus den Körper herausbefördert. Aber mit der Ruhe ist erst einmal vorbei. Die nassen Bettbezüge müssen komplett gewechselt werden, und ich brauche ein Bad.
Am Morgen ist der Kopfschmerz weg und der Geschmack wieder stärker. Ich fühle mich insgesamt präsenter. Doch gegen Mittag schwankt mein Befinden. Der Kopfschmerz kommt zurück. Ich fühle mich etwas geschwächt. Die Unruhe der Nacht hat mich einfach müde gemacht. Darum geht‘s wieder ab ins Bett. Ein frischer Bettbezug – das fühlt sich gut an. Ich schlafe schnell ein. Am späten Abend macht sich die Grippe wieder bemerkbar. Ich habe etwas Temperatur. Die anstehende Nacht wird wohl wie die vorherige noch einmal anstrengend werden.
7. Tag
Ich schrecke im Bett auf. Es ist halb vier Uhr früh. Habe ich wieder geschwitzt? Ich taste mich ab: Beine, Bauch – etwas feucht. Schnell raus aus dem Bett und Klamotten wechseln. Puh, das ist ja nochmal gut gegangen. Ich setze sofort den Inhaliertopf auf den Herd und koche zudem einen Tee. Die biestigen Schleimer im Hals müssen raus. Mein Körper ist derselben Meinung, und überfällt mich mit einem heftigen Hustenreiz. Es hört nicht mehr auf. Ich sage Ihnen, in solch einer Situation sind Sie einfach froh, wenn die Behandlung schnell geht. Eine gute Vorbereitung ist daher das A und O. Zur Behandlung sollte immer alles parat stehen und nicht in Schränken. Ich habe in meiner Küche einen alten Kochherd. Der braucht eine halbe Ewigkeit, bis die Platte heiß ist, und danach ist er nicht mehr zu stoppen. So etwas nervt nur, erst recht, wenn ich krank bin. Deshalb verwende ich einen separaten elektrischen Kochtopf für heißes Wasser. Der ist viel schneller und zudem energiefreundlicher als der Herd.
Der Teeaufguss ist heiß. Ich beginne sofort zu inhalieren. Der Hustenreiz ist dieses Mal nicht zu stoppen. Mein Körper versucht, den Schleim auszuwerfen. Ich habe es zuvor schon erwähnt: es gibt zwei Phasen des Hustens während der Erkältung, den trockenen und den feuchten Husten. Ich erlebe jetzt die zweite Phase. Ich konzentriere mich auf meinen Bauch und meine Atmung, und zwinge sie langsam zur Beruhigung. Nur langsam gelingt es mir, den Husten zu stoppen. Ich schwitze unter dem Handtuch und inhaliere in zwei Runden. Große und kleine hässliche Schleimgeister landen in dem Papiertaschentuch neben mir.
Nach dem Inhalieren spüre ich eine große Erlösung. Puh! Einmal, zweimal richtig tief durchatmen und dabei Körper und Arme weit strecken. Das ist jetzt genau richtig, denn der Husten hat mich zur Kurzatmigkeit gezwungen. Dabei verkrampft der Körper. Durch meine Entspannungsübungen bringe ich meinen Körper und damit mein Befinden zurück in die Balance. Jetzt mache ich mir einen Tee, lege ein paar Plätzchen dazu und zünde die Kerze an. In aller Ruhe genieße ich meine kleine Belohnung – die habe ich mir verdient.
Der Rest der Nacht verläuft nur mittelprächtig. Träume ziehen mich in phantasierte Bilder und Handlungen. Am Morgen kann ich mich nur unscharf erinnern, was ich geträumt habe. Es hat mir nicht gefallen. Mein Kopf fühlt sich schwer an. Ein stechender Schmerz drückt auf ihn. Die Haarwurzeln schmerzen mit Nadelstichen, wenn ich mir durch die Haare streiche. Mein Geschmack ist wieder fad. Ich bin verunsichert, ob dies ein Rückfall sein könnte, trotz aller Maßnahmen. Erst am Nachmittag verbessert sich mein Befinden. Die Kopfschmerzen sind überwunden. Meine Kopfhaut ist aber immer noch sensibel. Ich ziehe mich warm an und mache einen Spaziergang an der frischen Luft in der Natur. Das tut sehr gut.
8. Tag
Vor genau eine Woche hat mich die Grippe befallen, und sie ist noch nicht überwunden. Ich schlafe in dieser Nacht gut, bis etwa fünf Uhr früh. Der Hustenreiz weckt mich wie schon in der Nacht zuvor. Die Hustenattacken sind zeitweise kaum zu stoppen. Ok, gleiches Spiel und gleiche Therapie wie in der Nacht zuvor. Kleine hässliche Biester landen in Papiertaschentüchern, die ich schnell entsorge. Die Grippe verblüfft erneut mit einem Symptom. Ich spüre einen Druckpunkt auf die Speiseröhre, wie wenn ich einen Kloß im Hals hätte. Wo kommt das jetzt her? Ok, ich ignoriere es für den Moment und leg mich wieder hin.
Um halb zehn Uhr wache ich auf. Ich schwitze, bin aber nicht nass. Mein Hals fühlt sich wieder trocken an. Ich koche mir einen Tee und nehme ein Bad. Das heiße Wasser löst den Schleim. Es ist etwas weniger geworden. Meine Stimme ist zwar noch belegt, aber auch schon stärker. Insgesamt fühle ich mich recht gut, spüre aber, dass das die Grippe noch aktiv ist. Und dann ist da noch dieser merkwürdige Kloß im Hals. Im Laufe des Nachmittags wird der Druck im Hals schwächer und verschwindet schließlich ganz.
9. Tag
In der Nacht um zwei Uhr weckt mich wieder ein Husten. Ich therapiere ihn sofort wie in den Tagen zu vor. Ansonsten verläuft die Nacht gut. Während des Tages fühle ich mich gestärkt. Die Stimme wird immer stabiler. Aber ich spüre erneut Symptome der abklingenden Grippe. Meine Gesichtshaut um den Mund ist leicht gereizt, ebenso meine Zunge.
10. Tag
Erstmals seit langem schlafe bis zum frühen Morgen durch. Ich beginne mit meiner Behandlung. Es ist Montag. Soll ich zur Arbeit gehen? Ich bin gefühlte 80% fit, aber noch etwas müde. Ich gehe ins Bad, werfe einen Blick in den Spiegel und – huch! Meine Augenäderchen stechen blutrot hervor. Ich sehe aus wie die Vampire in „Twilight“. Das ist in den Kinos „in“, jedoch nicht im Betrieb. Die Grippe köchelt also noch im Hintergrund. Es erscheint mir vernünftig, noch einen Tag daheim zu bleiben und von hier einige Büroarbeiten per Computer zu erledigen.
11. Tag
Mein erster Tag im Büro verläuft einigermaßen gut. Ich fühle mich zu 90% fit, merke aber, dass das Arbeiten im Büro anstrengender ist als daheim. Hier gibt es einfach viel mehr Reize für alle Sinne. Kollegen kommen mit ihren Anliegen. Das ermüdet schneller. Hin und wieder muss ich Husten. Ich gehe zeitig nach Hause, um mich dort weiter zu pflegen.
12. – 14. Tag
Die nächsten Tage zeigen, dass sich die Grippe langsam verabschiedet. Morgens fühlt sich mein Hals trocken an. Ich behalte meine Behandlung bei: zwei Mal inhalieren, locker bleiben und Tee trinken. Am Arbeitsplatz lasse ich es etwas langsamer angehen. Nach längeren Gesprächen oder Diskussionen nimmt der Hustenreiz zu. Ich muss mich dann zügeln, um meine Stimme zu schützen.
Auch in der nachfolgenden Woche spüre ich immer wieder die Nachwehen der Grippe. Ich fühle mich nicht 100% fit und muss gelegentlich Husten. Auch der Geschmacksinn kommt nur langsam voll zurück. Einmal, nach einer intensiven abendlichen Diskussion, erlebe ich nachts schlimme Träume und einen Schweißausbruch. Das zeigt, wie wichtig es ist, die eigene Gesundheit nach der Grippe gut zu beobachten und vorsichtig ins Arbeitsleben zurückzukehren. So lässt sich ein Rückfall vermeiden.
Juchhu – ich hab’s geschafft!
Ich habe die Grippe gut überstanden, ohne Komplikationen und mit natürlichen Mitteln – das ist großartig! Sie werden sich vielleicht fragen, ob ich die langwierige Prozedur hätte abkürzen können? Ich habe dazu im Internet recherchiere. Das LifeStyle Magazin Men’sHealth fasst zusammen: „Die Dauer einer Grippe kann von Fall zu Fall stark variieren. Typischerweise treten schon nach kurzer Dauer erste Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit oder Husten auf. In der Regel dauern diese Symptome dann 7 bis 14 Tage an, wobei aber auch nach dieser Dauer häufig noch einzelne Symptome über mehrere Wochen weiter auftreten.“ Der Schweizer Arzt und Homöopath Dr. Marc Muret erklärt auf seiner Webseite eindrucksvoll, warum sich Menschen nach einer Grippe oft noch lange müde und ohne Elan fühlen. „Der Grund ist, dass die Grippe im Körper ein Schlachtfeld mit Schlacken und Giftstoffen hinterlässt. Die Ausscheidungsorgane des Körpers müssen enorm arbeiten, um die giftigen Stoffe abzutransportieren. Fieber, Trinken, Schwitzen und Ruhe sind dabei wichtig für eine gute Heilung. Durch die Entgiftung des Körpers fühlt man sich nachher wie neugeboren.“
Um eine Grippe zu vermeiden, sollten wir darauf achten, gesund zu leben und unser Immunsystem zu kräftigen. Das bedeutet, Stress im Alltag vermeiden, gelassen bleiben, vitaminreich zu essen, genügend zu schlafen und Sport zu treiben. So gewinnen wir Gesundheit, Lebensenergie und damit viel Freude am Leben.
Weitere Informationen
- Erkältung – Natürliche Hausmittel, Kräuterverzeichnis
- Gesundheitsportal – Thema Grippe
- Artikel: Ktipp, Kombi-Medikamente: Teure und unnötige Mittel, 01/2008, Christian Egg
- Artikel: Ktipp, Kombi-Medikamente: Teure und unnötige Mittel, 01/2008, Christian Egg
- Webpage Marc Muret: Grippe
- Webpage Marc Muret: Grippe
- Video: Planet Wissen, WDR – Viren
- Video: NPR – Flu Attack
- Video: Dr. Patty Kim, Influenza Treatment