Fürstliches Residenzschloss und historisches Rathaus, Detmold
Fürstliches Residenzschloss und historisches Rathaus, Detmold
Fürstliches Residenzschloss und historisches Rathaus, Detmold

Ausstellung „Bruno Wittenstein – Lippische Impressionen“

Empfohlen von Stadt Detmold, Kreis Lippe, Lippische Landes-Zeitung, DerLemgoer.de und WDR

Am östlichen Rand Westfalens befindet sich im Herzen des Kreises Lippe die Stadt Detmold, ehemals Residenzstadt des Fürsten zur Lippe und Hauptstadt des Freistaates Lippe. Heute ist Detmold eine moderne Stadt mit einem wunderschönen historischen Stadtkern. Direkt neben der mittelalterlichen Erlöserkirche am Markplatz steht ein auffälliger klassizistischer Putzbau mit doppelläufiger Freitreppe und Säulenportikus. Es ist das historische Rathaus. In diesem besonderen Ort findet sie statt: die erste Ausstellung von Werken des Malers Bruno Wittenstein.

Verlängert bis zum 11. März 2022!

7. Dezember 2021 - 11. März 2022

Montags bis donnerstags von 8:00 bis 16:30 Uhr und freitags von 8:00 bis 13:00 Uhr

Rathaus Detmold

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Bruno Wittenstein

Bruno Wittenstein

Bruno Wittenstein war der Portraitmaler in Lippe, ein Schüler Franz von Lenbachs, Mitbegründer des Lippischen Künstler­bundes und als Persönlichkeit weit über Lippe hinaus bekannt. Mit seinen künstle­rischen Fähigkeiten hätte er es in den deutschen Kultur­metropolen Berlin, Düsseldorf oder München weit bringen können. Doch er entschied sich, in Lippe-Detmold zu bleiben, um mit den hiesigen Malern die bildende Kunst in Lippe zu etablieren.

Bruno Wittenstein war 1876 in Hamm geboren, studierte Kunst an den renommierten Akademien in Berlin und München und kam 1904 nach Detmold. Er war geprägt durch die Anfänge der Secession, der Abspaltung, die in Deutschland in München begann. Die Maler der Secession orientierten sich an den französischen Impressionisten und wollten sich von den bis dahin vorherrschenden Kunstidealen befreien. So malte auch Wittenstein gerne interessante Menschen aus einfachen Schichten oder Motive in der freien Natur. Er war ein Meister der Farben und sicher im Pinselstrich.

Die Ausstellung „Bruno Wittenstein – Lippische Impressionen“ ist eine Zusammenarbeit der Stadt Detmold mit den Autoren Hubert Fricke und Stephan Teiwes, die im Juli 2021 eine Biografie über den Maler Wittenstein veröffentlich haben. Die Idee zur Ausstellung entstand als Stephan Teiwes während einer Recherche im Detmolder Stadtarchiv gemeinsam mit der Archivleiterin Dr. Bärbel Sunderbrink über ein Portrait des Detmolder Oberbürgermeisters Dr. Emil Peters diskutierte. Peters hatte sich in den 1930er Jahren mutig den National­sozialisten widersetzt. Das Gemälde schien in Vergessenheit geraten, ebenso wie sein Erschaffer. Durch die Recherchen der Autoren, mit tatkräftiger Unterstützung durch den Heimatverein Heiligenkirchen, sind zahl­reiche Gemälde von Wittenstein wiederentdeckt worden. Das begeisterte den Detmolder Bürgermeister Frank Hilker und seine erste Stellvertreterin Christ-Dore Richter, die beide sofort ihre Unterstützung zusagten und nun erstmals eine Auswahl dieser Gemälde der Öffentlichkeit im Detmolder Rathaus präsentieren. Auch das Lippische Landesmuseum beteiligt sich mit Bildern zweier kaum bekannter Werke des Malers.

Die Ausstellung beginnt mit Impressionen aus dem historischen Detmold vor etwa 100 Jahren. Bruno Wittenstein fand hier seine zweite Heimat und verliebte sich in die romantische Landschaft und die Menschen. Lippe bot dem Maler auf engem Raum vielfältige Motive. So zeigt die Ausstellung Gemälde von romantischen Orten und Menschen aus der Region. Bruno Wittenstein war ein großer Naturfreund und früher Umweltschützer. Am Donoper Teich, nahe dem Detmolder Ortsteil Hiddesen, machte der Maler oft seine Naturstudien.

Historisches Detmold

Ab 1905 wurde Detmold zum Lebensschwerpunkt von Bruno Wittenstein und seiner Familie. Er eröffnete eine Malschule und wirkte als Kunstmaler, Graphiker und Autor. 1913 gründete er mit lokalen Malern den Lippischen Künstlerbund.  

Die Hermannsburg in der Krummen Straße

Das Gemälde zeigt die Gaststätte zur Hermannsburg in der Krummen Straße 23 in Detmold. Die ehemalige Detmolderin Christa Schönbom schenkte das Bild dem Stadtarchiv im Jahr 2015. Zu der Zeit lebte Schönbom in Horn. Sie berichtete, dass dieses Gemälde von dem Maler Wittenstein erstellt wurde und bei ihren Eltern im Wohnzimmer hing. Schönboms Mutter erhielt es von ihrem Bruder Wilhelm Poll, der es wiederum einst vom Maler persönlich geschenkt bekam. Poll und Wittenstein gingen den Weg von Detmold nach Horn in den 1920er Jahren gelegentlich gemeinsam zu Fuß. Es hieß, dass der Maler Wittenstein hin und wieder Schwierigkeiten hatte, den Weg nach Horn zu finden – womöglich achtete er mehr auf die Schönheit der Natur als auf den Weg.

Quelle: Stadtarchiv Detmold

Detmold Meierstraße, Dezember 1935

Eine Stadtszene in der Meierstraße in Detmold im Dezember 1935. Die kalte Jahreszeit macht sich durch Schneereste auf dem Pflaster vor den Fachwerkhäusern bemerkbar. Zwei Kinder erklimmen einen bepackten Wagen, der gerade entladen wird. Zwei ältere Personen schauen dem Treiben zu. Das Gemälde ist ungewöhnlich, da Wittenstein nur selten das Stadtleben mit Menschen thematisierte.

Quelle: Manfred Droege

Fürstliches Residenzschloss Detmold, ca. 1911

In Wittensteins großformatigem Gemälde blickt der Betrachter durch eine Eingangspforte in den Park des Detmolder Schlosses. Allein der markante Turm des Schlosses überragt die Bäume des Gartens. Das Haupthaus bleibt hinter dem Grün verborgen und war für den Maler offenbar weniger bedeu­tend. Wir könnten das Gemälde nicht zeitlich datieren, wenn Wittenstein nicht den Wachtmeister in fürstlicher Uniform an dem Parkeingang aufgestellt hätte. Wittenstein hatte 1912 die Uniformen des Fürstlich-Lippischen Gendarmerie-Korps im Auftrag der Fürstenfamilie gezeichnet, darunter die eines Wachtmeisters von 1911.

Detmold: Blick von den Kuhkämpen

Ein monumentaler Baum bildet den Rahmen für Wittensteins Motiv: Blick von den Kuhkämpen auf die Stadt Detmold mit ihren Türmen.

Quelle: Burkhard Meier

Charaktervolle Menschen

Bruno Wittenstein begann seine Malerkarriere 1895 in Berlin als Figurenmaler. Nach etwa eineinhalb Jahren ging er dann nach München, studierte dort weiter und kam angeblich durch Ottmar Begas mit Franz von Lenbach zusammen, einem der bekanntesten Portraitmaler seiner Zeit. In Wittensteins Portraits sind die bekannten Techniken Franz von Lenbachs, insbesondere die Lichtregie, zu erkennen.

Bruno Wittenstein interessierte sich für charaktervolle Menschen. Schon während seiner Zeit in München malte er Menschen aus einfachen Schichten. Da war zu der Zeit etwas völlig Neues, eingeführt durch die Impressionisten. Die wollten den Vorgaben der tradierten Kunst der Hochschulen nicht folgen und gingen ihren eigenen Weg. Es kam zur Abspaltung – zur Secession. Auch der junge Bruno Wittenstein folgte diesem Weg und malte leidenschaftlich Menschen aus allen Schichten. Bruno Wittenstein war in der Lage, das Wesen von Menschen zu erkennen, in sich zu reflektieren und im Portrait wiederzugeben.

August Willer, ca. 1940

Wittenstein malte August Willer, den er sehr schätzte, mehrfach und mit unterschiedlichen Techniken. Als Leiter der Detmolder Malerfachschule war Willer auch ein Werbefaktor für Bruno Wittenstein. Als Ausdruck seiner Wertschätzung malte Wittenstein August Willer im Großformat und als beeindru­ckende Persönlichkeit.

Kupferschmid Adolf Tille, ca. 1940

Durch die Industrialisierung verschwanden auch in Lippe langsam, aber sichtbar die alten Handwerke und damit ihre stillen Stars. Bruno Wittenstein malte den lokalen Altmeister des Kupferhandwerks Johann Adolf Tille (1806 – 1863) unter anderem im Auftrag der Firma Carl Tille in Horn. Dieses Por­trait zeigt einen einfachen Handwerker, der trotz seines Alters und harter Arbeit zufrieden und leben­dig wirkt. Diese Lebendigkeit kulminiert im Gesicht des Mannes und spiegelt sich besonders in seinen Augen wider.

Die Bäuerin

Bruno Wittenstein widmete sich gerne einfachen Menschen, die er als besonders authentisch wahrnahm. Der impressio­nistische Malstil – die Flüchtigkeit in der Malweise, kräftige Farben und ein breiter Pinselstrich – schienen dem Maler dabei passend. Wichtig war ihm, das Wesen hinter dem Menschen überzeugend im Gemälde hervorzubringen.

Dr. Emil Peters, Oberbürgermeister Detmold (1920 – 1933)

Dr. Emil Peters (* 22.6.1882 in Lippstadt; † 12.2.1934 in Detmold) war ein deutscher Kommunalpolitiker und von 1920 bis 1933 Oberbürgermeister von Detmold. Wittensteins Portrait zeigt einen aufrechten Mann mit sanftem Blick und markantem Kinn. Peters stand mutig für seine Prinzipien ein. Als er sich am 6. März 1933 weigerte, vor dem Detmolder Rathaus die Hakenkreuzflagge zu hissen, geriet er in Bedrängnis durch die Nationalsozialisten und wurde im Amt abgelöst. Am 12. Februar 1934 beging er Selbstmord.

Quelle: Stadt Detmold

Prof. Dr. Adolf Neumann-Hofer, deutscher Zeitungsverleger und Politiker

Das Porträt des Verlegers und Politikers Prof. Dr. Adolf Neumann-Hofer (* 18.2.1867 in Lappienen; † 20.5.1925 in Detmold) zeigt in Malstil und Lichtregie grosse Ähnlichkeiten mit den Werken Franz von Lenbachs. Kaum eine Person hatte für den politischen Wandel im Land Lippe während der Revolution 1918 eine solche Bedeutung wie Neumann-Hofer, der eher zufällig nach Detmold kam. Bei der Durchreise besuchte er seinen ehemaligen Kommilitonen Alfons Stengele, der kurz zuvor die Leitung der Lippischen Landes- Zeitung übernommen hatte. Da dieser sie wieder abgeben wollte, übernahm Neumann-Hofer 1899 kurzer­hand die Zeitung sowie die Meyersche Hofbuchdruckerei und ließ sich im beschaulichen Detmold nieder.

Quelle: Lippisches Landesmuseum

Johannes Brahms

Johannes Brahms (* 7.5.1833 in Hamburg; † 3.4.1897 in Wien) gilt als einer der bedeutendsten Kompo­nisten der Musikgeschichte. Im Jahr 1857 zog Brahms von Hamburg nach Detmold, leitete dort einen Chor und befasste sich mit einem neuen großen Klavierkonzertprojekt. Im Mai 1859 kehrte Brahms nach Hamburg zurück.

Quelle: Stadt Detmold

Ferdinand Freiligrath

Ferdinand Freiligrath (* 17.6.1810 in Detmold; † 18.3.1876 in Cannstatt) war ein deutscher Lyriker und wurde vor allem mit unpolitischen Gedichten bekannt, bis er sich mit dem 1844 im Mainzer Zabern- Verlag erschienenen Gedichtband „Ein Glaubensbekenntnis“ erstmals offen gegen die preußische Verwaltung, Zensur und Justiz stellte.

Quelle: Stadt Detmold

Gustav Albert Lortzing

Gustav Albert Lortzing (* 23.10.1801 in Berlin; † 21.1.1851 in Berlin) war ein deutscher Komponist, Librettist, Schauspieler, Sänger und Dirigent und gilt als Hauptrepräsentant der deutschen Spieloper. Ab Herbst 1826 wirkte er gemeinsam mit seiner Frau am Hoftheater in Detmold. Dort kam es zu einem Streit mit Grabbe, der jedoch bald beigelegt wurde. Für Don Juan und Faust, Grabbes einziges Drama, das zu dessen Lebzeiten auf eine Bühne kam, hatte Lortzing die Bühnenmusik komponiert; er selbst trat in der Rolle des Don Juan auf.

Quelle: Stadt Detmold

Christian Dietrich Grabbe

Christian Dietrich Grabbe (* 11.12.1801 in Detmold; † 12.9.1836 in Detmold) war ein deutscher Dramatiker und galt als exzentrisch. Lange Zeit waren seine Bemühungen, künstlerisch Fuß zu fas­sen, erfolglos. 1829 erfolgte in Detmold mit Don Juan und Faust die einzige Aufführung eines seiner Dramen zu Lebzeiten. Ab 1831 verschlechterte sich der Gesundheitszustand Grabbes zusehends, auch infolge einer Alkoholsucht. Im September 1836 verstarb Grabbe.

Quelle: Stadt Detmold

Erster lippischer Landtag des Grafen Simon VI., 1916 – 1919

Das Thema des Wandgemäldes ist der erste lippische Landtag des Grafen Simon VI. zur Lippe, der am 14. Juli 1579 im Freiem unter der Linde in Blomberg-Cappel stattfand. Bei dem Ereignis erklärte sich Simon formal bereit, die Verantwortung für seine Grafschaft zu übernehmen. Angeblich malte Witten­stein das Bild nicht auf einem Gerüst, wie es hätte sein sollen, sondern auf einer schwankenden Leiter. Das Werk wurde 1919 fertiggestellt und blieb das einzige Wandgemälde, das Wittenstein je malte.

Romantische Orte in Lippe

Wandern hat in Lippe eine lange Tradition. Der Teutoburger Wald ist durchsetzt mit einem Netzwerk von Wanderwegen. Auch Bruno Wittenstein erkundete das Land bevorzugt zu Fuß. Hier fand er auf engem Raum jede Menge interessante Motive.

Blick auf Horn, 1942

Von dem Höhenzug des Teutoburger Waldes blickt der Betrachter ins Tal über die Externsteine hinweg auf den Ort Horn mit seiner markanten Kirche. Die Sicht über das weite Land und die gefühlt unendlich vielen warmen Farbtöne des Herbstes hatten den Maler Wittenstein inspiriert. An seinem Aussichtspunkt malte er und genoss dabei die Ruhe, die ihm im Alltag und angesichts schwerer Zeiten leicht verloren ging.

Quelle: Lippisches Landesmuseum

Heidental mit Grotenburg

Eine aufregend urwüchsige Landschaft erlebte der Maler auf seinem Weg durch das Heidental bei Detmold-Hiddesen. Über einer lebendig wirkenden Baumgruppe, dahinter die Grotenburg mit dem Hermannsdenkmal, verdichten sich die Wolken im rötlichen Licht der Dämmerung. Farbenvielfalt und nervöser Pinselstrich schaffen eine Dynamik im Bild, die die einstige Natur auch heute noch zu einem beeindruckenden Erlebnis werden lassen. Das Gemälde ist vermutlich ein frühes Werk des Malers Wittenstein, was an der Signatur zu erkennen ist und einem weiteren interessanten Detail: der sonst bewaldete Berg Grotenburg ist weitgehend kahl.

Quelle: Lippisches Landesmuseum

Oerlinghausen

Ein Kirchturm mit bläulich schimmerndem Dach, erfasst von Sonnenstrahlen, schaut aus hohen Baumkronen he­raus. In Wittensteins Gemälde liegt der Ort Oerlinghausen eingebettet in einem Wald, dessen Bäume im Vordergrund wie zerzauste Gestalten wirken. Wittenstein malte die Baumkronen flüchtig und schaffte so einen lebendigen Wald.

Schwalenberg bei Abenddämmerung

Als Bruno Wittenstein dieses Bild malte, schaute er von einer Anhöhe herunter auf die wunderschöne mittelalterliche Stadt, über der auf einem Hügel die Burg Schwalenberg wacht. Die natürlichen Wellen­formen der Landschaft und der Zauber des Lichts resonierten mit den Emotionen des Naturfreunds Wittenstein. Er strich mit dem Pinsel die Farben entlang der Formen, wie der Wind über die Gräser im Tal und am Hang der Burg. Die warmen Töne der abendlichen Sonne bringen die Wolken, Wiesen und Bäume in Gelb, Grün und Zyan zum Leuchten.

Der Falkenberg

Das Ölgemälde zeigt den Falkenberg im Südosten des Teutoburger Waldes, auf dem einst die Falkenburg thronte, eine der größten mittelalterlichen Burgen Westfalens. Während der Zeit Wittensteins war die Ruine der Burg jedoch nicht sichtbar. Waldpflanzen verdeckten ihre spärlichen Überreste.

Lippische Schweiz, 1945

Der Betrachter blickt durch eine Schneise hinunter ins sonnenbeleuchtete Tal. Im Hintergrund die Grotenburg mit der Figur des Hermannsdenkmals. Wenige Häuser verlieren sich in der natürlichen Landschaft, die Lippische Schweiz genannt wird.

Quelle: Roland Knirr, Kunst Kabinett Lippe

Heiligenkirchen

Harmonisch fügt sich der alte Dorfkern von Heiligenkirchen in die natürliche Landschaft aus Wiesen und Feldern, im Hintergrund die Grotenburg mit der Spitze des Hermannsdenkmals. Einen Kontrast zu den überwiegenden Grüntönen bilden die roten Dächer vereinzelter Wohnhäuser im Vordergrund. In Bildmitte dominiert der markante Turm der historischen Kirche mit einer 1000-jährigen Geschichte. Etwa im Bildzentrum, im Park nahe der Kirche befindet sich heute die Gedenkstätte für Bruno Wittenstein.

Kammermühle in Heiligenkirchen, 1943

Bruno Wittenstein thematisiert in seinem Aquarell das Baudenkmal der alten Wassermühle in Heili­genkirchen. Die Mühle wurde 1410 erstmals urkundlich erwähnt und ist ein beachtliches Bauwerk der Wassermühlentechnik. Für Wittenstein hatte die alte Mühle eine Seele und besondere Aura. Mit zarten Elementarfarben Blau, Grün und Rot verlieh er dem Bild eine verträumte Atmosphäre und einen sanft expressionistischen Touch. Das historische Gemäuer mit zahlreichen gelben und weißen Tupfern auf der Wiese im Vordergrund lässt märchenhafte Fantasien entstehen.

Natur und Märchenfantasien

Bruno Wittenstein war naturverbunden und hatte eine besondere Vorliebe für geheimnisvoll anmutende Orte. Davon gibt es im beschaulichen Lippe so einige. Sie berühren Wanderer und Naturfreunde bis zum heutigen Tag. Ein märchenhafter Ort, der Wittenstein in den Bann zog, war der Donoper Teich in der Nähe des Detmolder Ortsteils Hiddesen. Hier setzte sich Wittenstein immer wieder mit dem Thema Natur auseinander und ergründete dabei, wie Natur funktioniert und welche Farben sie hervorbringt. Seine Gemälde vom Donoper Teich zeigen Variationen einer ursprünglichen und lebendigen Natur mit urigen Bäumen. Der Maler war ein früher Umweltschützer und warnte damals schon vor Monokulturen durch Fichtenwälder und den Verlust des ursprünglichen Waldes, dem inspirierende und heilende Kräfte innewohnten. Das Thema ist heute wieder aktuell.

Donoper Teich bei Abenddämmerung, 1925

Bruno Wittenstein war fasziniert vom Donoper Teich, dessen Wesen er in diesem Bild thematisierte. Die bewaldeten Ufer des stillen Gewässers laufen in die räumliche Tiefe des Bildes, so dass der See größer wirkt. Die spiegelnde Wasser­oberfläche lässt die umliegende Natur und deren Farben verschwimmen – sie werden scheinbar nach unten gezogen, als würden sie versinken. Eine Deutung könnte lauten, dass das stille Gewässer die Realität verschwimmen und den Betrachter irgendwann in eine wohlige Trance versinken lässt. Die Farben der Abenddämmerung verstärken die romantische Atmosphäre.

Urige Bäume am Donoper Teich

Das großformatige Gemälde zeigt eine Stimmung am Donoper Teich mit einem monumentalen Baum zur Linken und mit Blick auf das stille Waldgewässer. Das Bild ist ein Loblied auf den urwüchsigen, lebendigen Wald rund um den Donoper Teich, in dem der Maler sehr gerne auf Streifzug ging.

Die Wildhütte

Eine einsame Hütte im Wald, schon etwas betagt und im Begriff, von der Natur zurückerobert zu wer­den. In diesem Gemälde thematisiert Bruno Wittenstein die Vergänglichkeit. Er rahm­te die Szene mit zwei mächtigen Bäumen ein. Durch die Äste der Bäume, deren Laub wie ein grüner Schleier herabsinkt, scheint in sanft rötlichen Tönen das Dach der alternden Hütte. Der Nadelbaum am linken Bildrand wirft seinen Schatten in tiefdunklem Blau, ebenso wie die langen Stehbalken, auf denen das alte Hüttendach lastet. In Gras und Geäst leuchten kleine gelbe Farbtupfer – vielleicht sind es die Blüten von Blumen, Reflexionen des Sonnenlichts in Wassertropfen des morgendlichen Taus oder die Lichter kleiner Waldwesen.

Wunderwald mit Hasselbach am Donoper Teich

Bruno Wittenstein bezeichnete einst den Wald am Donoper Teich als Wunderwald. An solchen Orten entstehen Märchenfantasien, schrieb er in einem seiner Artikel und warb dafür, diesen ur­sprünglichen Wald zu schützen. Wittenstein war wie verzaubert von der Schönheit der leuchtenden Farben, die er an einem schönen Morgen im Wald am Donoper Teich erlebte. In diesem Bild, in dem sich der Hasselbach durch die leuchtende Baumwelt schlängelt, können wir den Wunderwald spüren. Das einst beschädigte Gemälde wurde von Manfred Droege im Jahr 2019 für das „Projekt Wittenstein“ liebevoll restauriert.

Das Buch zur Ausstellung

Es war ein Zufall, der den Stein ins Rollen brachte. Im Sommer 2014 entdeckten der Webjournalist Stephan Teiwes und sein Bruder Eckhardt in dem Keller eines Wohnhauses in Detmold mehrere Ölgemälde. Einige davon zeichneten sich durch ihre künstlerische Qualität und den charakteristischen Malstil aus. Die Gemälde waren mit „BW“ und „Wittenstein“ signiert. Das weckte die Neugier von Stephan Teiwes. Es schien ihm reizvoll, die Spuren der Vergangenheit aufzunehmen. So begann er, über den Urheber der Bilder, den Maler Bruno Wittenstein, zu recherchieren. Dabei traf Teiwes auf den Kunstsammler Hubert Fricke aus Detmold, der sich für Wittensteins Gemälde ebenfalls begeisterte. Die beiden machten sich nun gemeinsam auf die Suche nach historischen Unterlagen, Gemälden sowie Zeitzeugen. „Zunächst hatten wir nur spärliche Informationen über den Maler. Es war nicht einmal bekannt, wie er in jungen Jahren aussah“, meint Stephan Teiwes. „Wenn die Geschichte von Menschen nicht festgehalten und weitererzählt wird, gerät sie in Vergessenheit und damit auch ein Stück unserer Identität. Darum haben wir ältere Lipper gesucht, die den Maler und die damalige Zeit noch erlebt haben und eine Brücke zur Vergangenheit schlagen können.“

Hinter den Kulissen

Corona ist auch bei dieser Ausstellung ein Dauerthema. Im November schien es ungewiss, ob die Ausstellung überhaupt stattfinden konnte. Doch wir blieben zuversichtlich und bereiteten alles Notwendige vor, in Detmold und in Zürich. Am 30. November 2021 kam der positive Bescheid von Greta Sigges vom Stadtmarketing des Rathauses in Detmold. Es konnte losgehen.

Am 1. Dezember werden die Gemälde von dem mobilen Hausmeister Eckhardt Teiwes sicher zum Detmolder Rathaus transportiert. Dort warten bereits Greta Sigges, Ina und Uwe Hollmann von dem gleichnamigen Fachgeschäft für Bilderrahmen und Designer Bruno Bolli. Ina Hollmann hat ihre große Werkzeugtasche dabei mit Schraubendrehern und Bilderhaken aller Art. Es geht an die Arbeit. Die hohen Galerieschienen im Foyer des Rathauses erfordern eine Leiter und Schwindelfreiheit. Wer die Schweizer Berge gewohnt ist, hat damit jedoch keine Probleme 😉

Schritt für Schritt werden die zum Teil über 100 Jahre alten Gemälde durch die Hollmanns geprüft. Bei Bedarf müssen alte Aufhängungen durch neue, sichere ersetzt werden. Erst danach erfolgt die Aufhängung an den Schienen über lange Strippen. Zuvor hatten die Hollmanns bereits das beeindruckende Portrait der Bäuerin sorgfältig gereinigt und mit einem passenden neuen Rahmen versehen.

Am 7. Dezember ist es soweit: der Bürgermeister von Detmold, Frank Hilker, lädt ein zum Pressetermin. Corona hat zwar die Eröffnungsfeier verhindert, nicht hingegen die Ausstellung selbst. Und das ist schließlich das Wichtigste. Bürgermeister Hilker gefällt sein Rathaus im „neuen Look“ und setzt an zu seiner Rede, um den Maler Bruno Wittenstein zu würdigen. Genau in dem Moment öffnen sich über Detmold die Wolken, so dass durch die Oberlichter Sonnenstrahlen den Raum hell erleuchten. Wittenstein war ein Impressionist – Licht spielte bei ihm immer eine wichtige Rolle.

Dr. Bärbel Sunderbrink vom Detmolder Stadtarchiv erklärte die besondere Rolle Bruno Wittensteins, der einige der Detmolder Oberbürgermeister malte.

Am 9. Dezember besucht Hermann Haack (ehemaliger Politiker und MdB bis 2005) die Ausstellung in Detmolder Rathaus. Als Freund der lippischen Maler ist er hoch erfreut und bespricht neue Ideen zur Förderung deren Kunst.

Besucher der Ausstellung

„Ob Virus oder Varus: Wir sind stärker“, sagt die Stadt Detmold, und so haben wir es auch erlebt. Die Ausstellung bleibt für Besucher geöffnet unter den üblichen Regeln. Der Ausstellungsbereich ist angenehm großräumig und bietet Sitzmöglichkeiten. Hier können Besucher verweilen und eine Entdeckungsreise mit Bruno Wittenstein durch das schöne Lippe antreten. Fotos und Selfies sind dabei unbedingt erwünscht.

Lebendige Kunstgeschichte - wir forschen weiter…

Im Kunst Kabinett Lippe geht es spannend zu, wie bei „Bares für Rares“. Der Kunsthistoriker Roland Knirr hat zwei beeindruckende Gemälde entdeckt: ein großformatiges Werk von Bruno Wittenstein, das die lippische Schweiz zeigt und daneben ein Gemälde des Berliner Malers Hans Licht. Letzterer war ein exzellenter Spätimpressionist und eine Schlüsselperson in der Entwicklung der lippischen Malerkolonie in Schwalenberg.

Auch während der Ausstellung gehen unsere Forschungsarbeiten zu Bruno Wittenstein und lippischen Malern weiter.

Wir suchen weiterhin nach Hinweisen zu Gemälden und Zeitzeugen.

Für Hinweise wenden Sie sich bitte an Hubert Fricke.

Als das Lippische Landesmuseum mit dem Gemälde Heidental mit Grotenburg zur Wittenstein-Ausstellung beitrug, fiel die Frage, wann die Grotenburg derart kahl gewesen war. Niemand wusste, wann Bruno Wittenstein das Gemälde gemalt hatte. Er war einmal mehr Roland Knirr, der eine Postkarte mit dem gleichen Motiv und einem Poststempel aus dem Jahr 1928 entdeckte. Die Postkarte zeigt im Vordergrund die Laubbäume, die Wittenstein thematisierte, und dahinter die Nordseite der Grotenburg, fast bis zum Scheitelpunkt abgeholzt. Von daher können wir Wittensteins Gemälde etwa auf die Zeit 1926 datieren. Dafür spricht auch die Tatsche, dass der Maler das Gemälde mit vollem Namen unterschrieb, was er nur in seiner früheren Schaffensphase tat.

Auf der Malerroute mit den Jahnkes

Wir pflegen Gastfreundschaft mit unseren Berliner Freunden und nehmen sie mit auf die Route der Maler in Lippe.

Schwalenberg – auch heute malerisch

Zu Fuß auf den Wanderwegen rund um die Burg bekommt man Lust, das Malzeug auszupacken und wunderschöne Impressionen auf Papier zu bringen.

Wittenstein in Schwalenberg

Bruno Wittenstein war immer mal wieder in Schwalenberg, um dort zu malen und sich mit Kollegen auszutauschen. Regina Zelms, Kunstförderin vom Polhof in Schwalenberg, blättert interessiert im Buch über Bruno Wittenstein.

Künstlerklause

Künstler, wie der Berliner Maler Hans Licht, malten, lehrten und wohnten in der Künstlerklause, die durch den Wirt Hermann Niederbracht geführt wurde. Licht und Niederbracht verband eine enge Freundschaft und ähnliche Lebensauffassung.

Malerstadt Schwalenberg

Der Charme der mittelalterlichen Stadt lässt heute noch spüren, warum sich die impressionistischen Maler von Berlin bis Düsseldorf, und auch aus Lippe, hier so wohl fühlten.

Historische Kirche

Bruno Wittenstein hat in der Umgebung der wunderschönen, 1000-jährigen Kirche mehrfach gemalt.

Bruno Wittenstein Gedenkstätte

Annegret und Frank Jahnke freuen sich über die Gedenkstätte in Heiligenkirchen, die durch den engagierten Heimatverein dort gepflegt wird.