Stephan Teiwes
Stephan Teiwes

Ganz persönlich

Liebe Besucher,

ich freue mich sehr, dass Ihr am Treffpunkt vorbeischaut, und dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken! Die Idee zum Treffpunkt ist aus meiner Überzeugung entstanden, dass es Menschen gut tut, mehr mit sich und aus sich zu machen. Es ist ja oft so im Leben, dass wir das tun, was andere von uns wollen. Dabei kommen eigene Ideen und Persönlichkeit vielfach zu kurz. Ich finde, wenn Du Dich selbst einbringen und an Dir arbeiten kannst, wird Dir klarer, wer Du bist. Dann schätzt Du Dich mehr und kannst ein wunderbares Leben führen.

Ich bin nur ungerne Zuschauer. In mir steckt dieser Drang, vorne dabei zu sein, zu gestalten und Menschen mitzureißen. Das ist eigentlich positiv. Aber damit bin ich nicht immer auf Wohlwollen gestoßen. Ich geriet einmal in eine Lebensphase, in der für mich kaum konstruktive Impulse von außen kamen. Damit nicht genug. Jemand, den ich eigentlich schätzte, sagte mir, „Du redest zu viel. Du solltest das reduzieren.“ Das hatte mich getroffen und frustriert. „Ich bin doch kein Stenograph! Sprechen ist etwas Positives und Wertvolles“, dachte ich mir. Du musst schon ‘ne dicke Haut haben, um Kritik durchzustehen. Aber die hatte ich nicht immer. Es wurde mir klar, dass ich etwas tun musste. Ich begann, an meinen sprecherischen Fähigkeiten und meinem Auftritt zu feilen und arbeitete über einen langen Zeitraum mit Profis aus Rundfunk und Schauspiel zusammen. Das machte mir großen Spaß und öffnete mir in vielerlei Hinsicht die Augen. Ich stellte ganz neue Interessen und Fähigkeiten an mir fest, und begann diese zu entwickeln. Das ist ein kontinuierlicher Prozess, der bis heute andauert. Ich erzähle das, weil ich denke, dass jeder Mensch einmal in eine Sackgasse geraten kann. Das ist frustrierend, aber auch eine echte Chance zur persönlichen Veränderung. Mit schwierigen Situationen wächst die Persönlichkeit. Es ist aber wichtig, gute Ratgeber zu haben.

Aufgewachsen bin ich in einem Dorf nahe der Kleinstadt Lage. Das liegt in dem ehemaligen Fürstentum Lippe mit der Residenzstadt Detmold. Diese Gegend am Teutoburger Wald ist landschaftlich sehr reizvoll, und es gibt dort eine Reihe romantischer Städte wie Bad Salzuflen, Blomberg, Lemgo, Bad Meinberg und natürlich Detmold.

Ich wuchs bei meinen Eltern und Großeltern gemeinsam mit meinen Brüdern Eckhardt, Jürgen und Hans-Joachim sowie vielen Kindern aus der Nachbarschaft auf. Meine Mutter hatte viel Arbeit mit uns und dem Haushalt. Umso mehr bin meinen Eltern und Großeltern dankbar für ihre Liebe und ein schönes Zuhause. Wir hatten einen großen Garten und viel Platz zum Spielen. Neben unserem Haus verlief eine Eisenbahnstrecke. Ich erinnere mich an große Dampflokomotiven und lange Güterzüge, die manchmal mitten in der Nacht das Haus zum Wackeln brachten.

Mit sieben Jahren bekam ich zum Geburtstag einen Universum Radiorecorder von Quelle – mit Mikrofon. Das war der Hit! Von da an war niemand mehr sicher. Meine Oma musste mir in Interviews alle Fragen beantworten. Einmal durfte ich mit meinen Großeltern auf eine Busreise des Lagenser Gartenbauvereins. Die Tour ging ins Sauerland. Im Bus ermutigte mich meine Oma, die Unterhaltung zu übernehmen. Da setzte ich mich neben den Busfahrer, nahm das Mikro in die Hand und begann, Geschichten zu erzählen und lauthals Lieder mit den Reisegästen zu singen. Da war niemand sauer im Sauerland. Ich erntete Applaus und als Gage eine Tüte mit Süßigkeiten. Das fand ich großartig! Ich glaube, da wurde schon klar, dass ich einen Hang zu Medien und Entertainment habe. Warum ich diese Richtung später nicht gleich beruflich eingeschlagen habe, ist mir heute auch nicht ganz klar. Womöglich liegt es einfach daran, dass ich mich schon immer für viele Dinge interessiert habe, auch für Naturwissenschaften und Technik.

Die Astronomie – Sonne, Mond und Sterne, und das geheimnisvolle Weltall – fand ich elektrisierend. Das ging so weit, dass ich mir mit 16 Jahren von einer Firma aus dem weit entfernten Kalifornien ein Teleskop bestellte. Das war ungewöhnlich zu der Zeit. Ich erinnere mich, dass der Zoll in Lemgo das große Paket mit dem Instrument erst einmal zurückhielt. Meine Mutter fuhr dann mit mir nach Lemgo, und wir mussten den Zöllnern erklären, was es mit der geheimnisvollen Ware auf sich hatte. Die waren erstaunt, dass sich ein junger Typ so sehr für Astronomie begeisterte, und rückten das Teleskop dann auch sofort raus.

Auf dem Lande gibt es ja noch richtig schöne klare Nächte. Es ist ein wunderbares Erlebnis, den Mond mit seinen Kratern zu beobachten. Dann fühlst Du Dich wie ein Astronaut. Völlig fasziniert bin ich von dem Planet Saturn mit seinem Ring – im Teleskop sieht er aus wie ein Juwel im All. Dann spürst Du, wie erstaunlich und wunderbar die Welt ist. Ich finde, jeder Mensch sollte wenigstens einmal in seinem Leben den Saturn mit eigenen Augen gesehen haben. Darum möchte ich Euch empfehlen: geht bei Gelegenheit zur nächsten Sternwarte und schaut Euch den Saturn live an!

Mit dem Ende des Abiturs stellte sich mir die Frage, wie es weiter gehen sollte. Das war mir nicht wirklich klar. Da gab es einen neuen Studiengang in Süddeutschland – der nannte sich Informatik. Meine Lehrer am Lagenser Gymnasium, allen voran Horst Pajewski und Jürgen Hild, spornten mich an, das zu studieren. Horst war mein Physik- und Jürgen mein Mathelehrer. Ich hatte beide sehr gemocht und ihnen vertraut. Darum war ich interessiert, obwohl ich gar keine Ahnung hatte, was Informatik überhaupt bedeutete. Es gab in mir allerdings noch eine andere Stimme, die sagte, „Geh zum Rundfunk oder Film“.

Thomas Gottschalk und Günther Jauch waren für mich damals schon große Idole. Sie hatten einen unkonventionell frischen Moderationsstil, der mir sehr gefiel. Wann immer sie auftraten, saß ich vor dem Fernseher. Aber wie kommt man zum Rundfunk oder Film? Ich konnte mir das nicht konkret vorstellen. So stand ich im Sommer 1986 vor der Münchner Filmakademie mit einem Gesprächstermin.

Ein stilvoll gekleideter älterer Herr in gebeugter Haltung empfing mich in einem großen Büroraum. Er bot mir einen Platz vor seinem Arbeitstisch an. Ich spürte, wie sich Respekt in mir auftürmte. Mit etwas zittriger Stimme erklärte ich ihm meine Situation, dass ich studieren könnte, aber auch Interesse am Rundfunk hätte. Er hörte aufmerksam zu. Für ihn war der Fall offenbar sofort klar: „Machen Sie das Studium und schließen Sie es gut ab. Gehen Sie zum Rundfunk und versuchen Sie, einen Einstieg zu finden, zum Beispiel durch ein Praktikum. Machen Sie sich nützlich, und wenn Sie nur die Kabel tragen. Irgendwie finden Sie dabei einen Weg, vorwärts zum kommen.“ Ich erfuhr erst später, wer der Mann vor mir wirklich war: Hans Abich – Grandseigneur des deutschen Fernsehens, Filmproduzent, Intendant und Programmchef der ARD, Gewinner mehrerer Filmpreise sowie Träger des Bundesverdienstkreuzes. Was für eine unglaubliche Ehre! Mich begeistert noch heute, dass dieser großartige Mann sich trotz seines Alters und Gebrechens für junge Leute einsetze, um ihnen eine gute Orientierung für ihre Entwicklung zu geben.

So bewarb ich mich kurz vor meinem Studium um ein Praktikum beim Westdeutschen Rundfunk im Landesstudio Bielefeld. Der damalige Leiter, Werner Höcker, war ein Journalist von altem Schrot und Korn. Er empfing mich kurzerhand in seinem Büro. Da stand ich schon wieder voll Ehrfurcht und erklärte mein Anliegen. Werner Höcker merkte sofort, dass mein Bericht journalistisch nicht ausgereift war. Da hatte er ein Einsehen und machte klar, „Sie können hier bleiben!“ Ich wollte es erst kaum glauben – ich war drin! Hans Abichs Worte waren noch frisch in meinem Kopf. Also machte ich mich nützlich, wo immer es ging. Eines Morgens kam der Hörfunkchef Hans-Hermann Heitbrink lächelnd auf mich zu. „Guten Morgen Herr Kollege!“ Diese Anrede war beflügelnd. Ich war ja noch gar nicht lange da, und er zeigte mir diese große Wertschätzung. Herr Heitbrink hatte ein Paket Magnetbänder mit Radiobeiträgen unter seinem Arm. „Kommen Sie mit“. Ich folgte ihm neugierig in sein Büro, und da nahmen wir vor einer Bandmaschine Platz. Dann legte er der Reihe nach Mittschnitte von Sendungen auf und erklärte, was einen professionellen Radiobeitrag ausmacht. Das gab mir den Kick. Hans-Hermann Heitbrink gehörte auch zu den Menschen, die sich Zeit nahmen, um Talente zu fördern. Dafür bin ich ihm heute noch sehr dankbar.

Wie kommt ein Journalist zu einer Story? Walther von La Roche schrieb dazu: „Jeder Beitrag, der irgendwo gesendet wird, ist in mindestens drei Etappen entstanden. Zuerst ist da eine Idee, ein Anlass oder ein Thema. Der Journalist geht der Sache nach, indem er recherchiert und Interviews führt. Erst zum Schluss hat er einen Beitrag formuliert, der dann zum Radio- oder Fernsehbeitrag wird.“ La Roche war Leiter der Nachrichtenredaktion des Bayerischen Rundfunks. Er wusste also wie’s geht. Ich verschlang förmlich sein Buch über Radio-Journalismus. Das war fortan mein Kochbuch für‘s Radiostudio. Ideen hatte ich genug. Meine Themen kamen aus Astronomie, Technologie oder Umwelt. Ich glaube, ich war einer der ersten, der über die Bekämpfung von Computerviren bei Nixdorf Computer in Paderborn berichtete, oder über gesundheitliche Gefahren durch Bodenozon. Ganz wunderbar war mein erstes Live-Interview mit dem Mondastronaut James Irwin. Ich war völlig fasziniert von dem zierlich wirkenden Mann mit der großen Persönlichkeit. Meine Mutter, die dabei war, sagte mir erst kürzlich, „Du warst ganz schön aufgeregt, hattest vor lauter Stolz erst gar nicht die Worte gefunden. Aber am Ende klappte es dann doch. Und ich war stolz auf Dich.“

Ich blieb als freier Mitarbeiter beim WDR. Nach einiger Zeit rockte die Sache. Ich entdeckte die Musikszene West. In dem Magazin wurde bunt über Musik und lokale Künstler berichtet. Das war der Moment, als ich mich erstmals inhaltlich mit Popmusik beschäftigte. Das war für mich eine neue Welt. In meiner Familie und im Freundeskreis gab es keine Künstler. Musik habe ich schon immer geliebt. Aber erst durch Musiker erfuhr ich, dass Rhythmen, Klänge und Tanz einen besonders intensiven Zugang zum Leben schaffen. Entsprechend waren die Künstler, die ich kennenlernte, immer freundlich, locker und  „groovy“.

Ich erinnere mich an eine witzige Situation im Juni 1991. Da saßen der Elektronikmusiker Harald Grosskopf und ich in meinem alten, schwarzen Honda Civic, und wir bretterten mit High Speed durch das Hücker Moor, damit er rechtzeitig zur Sendung „Schwingungen draußen“ kam. Ich bremste direkt vor dem Gasthof, von dem aus gesendet wurde. Grosskopf warf die Tür auf und sprintete hinein. Noch während ich das Auto einparkte, konnte ich im Radio hören, dass er etwas aus der Puste, aber rechtzeitig zu Sendungsbeginn am Mikrofon stand. Das war mein erster Einsatz bei „Reporter ohne Grenzen“.

Unvergesslich sind auch die Treffen mit Dennis Hart, deutscher Komponist und Musiker. Wir klönten oft bis in die Nacht und diskutierten über neue Musikstücke oder den nächsten Radiobeitrag. Ich habe ein schönes Foto gefunden: da waren wir bei den Harts versammelt – mit dabei Marlon Klein, Schlagzeuger von den Dissidenten, mein Bruder Jürgen und ich. Dennis Hart und mich verbindet bis heute eine große Freundschaft.

Das klingt alles nach „heile Welt“. Es war aber nicht immer alles eitel Sonnenschein. Hin und wieder gingen Dinge einfach auch mal richtig schief: Ich fuhr nach Hameln zu der damals neu eröffneten Erdfunkstelle, um einen Beitrag darüber zu machen. Das Interview mit dem Leiter der Erdfunkstelle verlief gut. Ich fuhr zufrieden zurück ins WDR-Studio und baute den Beitrag. Als der zuständige Redakteur das Band abhörte, meinte er mit ernster Mine zu mir, „Das ist nicht sendefähig! Da ist ein Rauschen im Originalton.“ „Ach, so schlimm ist das doch nicht“, versuchte ich zu verhandeln. Er blieb hart. Na toll! Als junger Reporter war ich da erstmal platt. Der kleine ekelhafte Fehler kam durch eine falsche Einstellung am Mikrofon, die mir vor Beginn des Interviews nicht aufgefallen war. Wie peinlich! Ich rief meinen Interviewpartner von der Erdfunkstelle an und berichtete von meinem Malheur. Der war überraschend entspannt und sofort bereit, das Interview zu wiederholen. So wendete sich Blatt, und schließlich wurde der Beitrag gesendet.

Mein anderes Leben zu der Zeit war das Studium an der Universität. Karlsruhe schien von Lage weit entfernt. Heute sind 400 Kilometer Distanz kein Thema, aber damals war mein Gefühl für Entfernungen ein ganz anderes. Mein Vater hatte mich in seinem metallic-grünen Granada mit Sack und Pack in den Süden gebracht. Von da an war ich von der Familie fast abgeschnitten und musste irgendwie zurechtkommen. Ich kannte das Badische nicht und befürchtete, die Menschen da seien sehr konservativ. Dieser Eindruck zerstreute sich aber zum Glück schnell. Ich war völlig überrascht, als ich zum ersten Mal SWF3 hörte. Die Moderatoren und Sendungen waren klasse: intelligent, witzig und sympathisch. Die Elmi Radioshow mit Elmar Hörig, der Popshop mit Frank Laufenberg oder Lollipop mit Stefanie Tücking sind legendär. Besonders beliebt bei uns Studenten waren die Radio-Comics. Wann immer Gotthilf Penibel, Werner Chibulsky oder der Horrortrip bei Feinkost Zipp kamen, wurde das Radio laut gestellt.

Das Studium der Informatik war kein Zuckerschlecken. Ich hatte keine Ahnung, was da auf mich zukam. Am Anfang wurden wir mit viel Theorie und Mathematik auf die Probe gestellt. Zum Glück hatte ich sehr gute Freunde gefunden. Wir halfen uns gegenseitig und kamen gemeinsam weiter. Ich glaube, es ist sehr wichtig im Leben, Freunde zu haben oder neue Freunde zu finden, wenn man in eine andere Lebenssituation kommt. Ich war immer offen und wurde dafür belohnt.

Die Informatik wurde in der Mitte der 80er Jahre als neuer Studiengang geboren, als Reaktion auf die enormen technischen Fortschritte in der Datenverarbeitung. Es war die Zeit, als Apple seinen Macintosh II Computer auf den Markt brachte, Commodore den Amiga 500 und IBM-Computer noch mit MS-DOS liefen. Diese Computer waren „persönliche Computer“ und hießen daher PCs. Dem gegenüber standen gewaltige Forschungscomputer wie die Cray-2 oder die Connection Machine. Der Studiengang in Karlsruhe war theoretisch-technisch ausgelegt und wirklich interessant. Es ging nicht nur um den Aufbau und die Programmierung von Computern, sondern um geistige Kniffeleien und Problemlösungen, ähnlich wie Rätsellösen. Das förderte die Kreativität, und gelegentlich wurde es auch philosophisch. Ich gebe dazu ein Beispiel.

Konrad Zuse
Konrad Zuse

Ich hatte während meines Studiums die große Ehre, Konrad Zuse, den Erfinder des Computers, kennenzulernen.  Er war so, wie man sich einen Wissenschaftler und Erfinder vorstellt: langes weißes Haar, große Hornbrille und messerscharf im Denken. Zuse diskutierte in seinem Vortrag „Rechnender Raum“, ob man die Entwicklung des Universums mit einem gigantischen Computer berechnen könnte. Es ging ihm nicht darum, solch einen Computer zu bauen. Praktisch wäre das unmöglich. Es ging um die philosophische Frage, ob die Dinge, die geschehen, prinzipiell vorherbestimmt sind – als Konsequenz aus dem Zustand aller Einzelteilchen und der physikalischen Gesetze im Universum. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Zuse war ein bodenständiger Mensch. Als er den großen Hörsaal im Informatikgebäude der Uni betrat, bemerkte er schelmisch, „Das ist ja ein wunderschöner neuer Bau. Hier können die Studenten sogar mit Fahrstühlen zum Hörsaal kommen. Wir haben das früher zu Fuß gemacht!“ Der Spruch gefällt mir heute noch, denn im Studium und in der Wissenschaft geht es einzig um die Freiheit und Entfaltung der Phantasie und Gedanken. Dazu brauchst Du nur Deinen Geist, keine Technik.

Meine großartige Tutoriumsgruppe

Im Laufe des Studiums hatte ich etwas Wichtiges an mir entdeckt: ich bin sicher nicht der Schnellste, wenn es darum geht, etwas Schwieriges zu verstehen. Aber ich beiße mich solange fest, bis ich  die Sache durchschaut habe. Und dann bin aber auch in der Lage, sie anderen Menschen in anschaulicher und vor allem interessanter Weise zu vermitteln. Diese Fähigkeit war beliebt bei anderen Studenten. Zudem brauchte ich etwas Geld für mein Studium. Darum wurde ich Tutor, also ein studentischer Lehrer. Ich hatte eine tolle Tutoriumsgruppe. Leider war keine Frau dabei. Das war wirklich schade. Aber wir hatten trotzdem viel Spaß und hielten zusammen, denn manchmal gerieten wir ganz schön ins Schwitzen. Ich fand es zum Beispiel unmöglich, wenn Mathematikprofessoren schwierige mathematische Formeln an die Tafel schrieben und dann behaupteten, die Gültigkeit sei offensichtlich. Es folgten keine Erklärungen. Ich kam mir lange Zeit dumm vor, weil mir viele Formeln rätselhaft erschienen. Aus Büchern erfuhr ich dann, dass selbst namhafte Mathematiker oft Jahre brauchten, um den angeblich so einfachen Formeln auf die Schliche zu kommen und diese zu beweisen. Warum verkaufen also Mathematiker gerne schwierige Formeln als einfach? Klar, sie haben ihr Leben lang mit mathematischen Problemen verbracht und durchschauen diese  schneller. Aber ich glaube, es gibt noch einen anderen Grund: Mathematiker sind sehr stolz. Es gibt nichts Schlimmeres für sie als zugeben zu müssen, eine mathematische Formel nicht zu verstehen. Die Vermutung bestätigt sich, wenn man das Buch „Fermats letzter Satz“ von Simon Singh liest. In dem Buch geht es um eine erstaunliche Geschichte. Wir alle haben einmal in der Schule den Satz von Pythagoras gelernt: A2 + B2 = C2. Im 17. Jahrhundert sagte der französische Mathematiker Pierre Fermat, dass die Formel nur für die Zahl 2 und keine andere Zahl gilt. Er behauptete, dafür einen mathematischen Beweis zu haben. Doch entweder hatte er geflunkert oder der Beweis ging im Laufe der Zeit verloren. Mehrere Generationen von Mathematikern versuchten, Fermats Satz zu beweisen und scheiterten. Erst 1995 gelang der Beweis auf abenteuerliche Weise. Davon handelt das Buch. Die Geschichte von Fermats letztem Satz hat mich irgendwie beruhigt. Mathematiker sind auch nur Menschen, und es ist eben doch ganz normal, wenn man nicht gleich alles versteht.

Studiengruppe an der Akademie Deutsche POP

An der Universität lernte ich Dinge zu hinterfragen, analytisches Denken, Recherche und vor allem Hartnäckigkeit in der Arbeit. Wenn Du etwas Neues erarbeiten möchtest, dann bedeutet das immer harte Arbeit und Ausdauer. Doch nicht nur das. Ich finde, Offenheit, Hilfsbereitschaft und Geselligkeit gehören auch dazu, sonst endest Du als einsamer Einzelkämpfer. Zu der Zeit, als ich mit beiden Beinen in der Forschung steckte, stand bei mir die Tür immer offen, es gab viele Gespräche, immer etwas zu knabbern und es lief fast immer SWF3. Mir machte das Spaß und den Studenten ebenso. In meinem Forschungsthema ging es um digitale Holographie und optische Computer. Wir entwickelten mit dem PC neuartige optische Komponenten, die für zukünftige Computer- oder Lasersysteme eingesetzt werden sollten. Wir hatten aus Spaß auch Effektoptiken für Handlaser hergestellt. Durch das interessante Thema und die gute Stimmung kamen viele Studenten. So entstand ein großartiges Forschungsteam aus jungen Leuten, die ich so gut finde, dass ich ihre Namen hier nenne: Harald Aagedal, Hakam Kalouti, Andreas Klappenecker, Brigitte Schillinger, Michael Schmid, Axel Stollfuss und Heiko Schwarzer. Wir waren wirklich gut drauf, sehr motiviert und im vollen Kreativmodus. Wir reisten mehrfach in die USA, besuchten bekannte Forschungsinstitute und stellten unsere Ergebnisse auf Konferenzen vor. Das Schönste an der Zeit war der Zusammenhalt im Team, unsere gemeinsamen Abenteurer und die damit verbundenen Erfolge. Wir hatten viele Studenten, die ihre Diplom- oder Studienarbeiten mit tollen Ergebnissen abschlossen, und die heute erfolgreich im Beruf stehen.

An der Universität lernte ich Dinge zu hinterfragen, analytisches Denken, Recherche und vor allem Hartnäckigkeit in der Arbeit. Wenn Du etwas Neues erarbeiten möchtest, dann bedeutet das immer harte Arbeit und Ausdauer. Doch nicht nur das. Ich finde, Offenheit, Hilfsbereitschaft und Geselligkeit gehören auch dazu, sonst endest Du als einsamer Einzelkämpfer. Zu der Zeit, als ich mit beiden Beinen in der Forschung steckte, stand bei mir die Tür immer offen, es gab viele Gespräche, immer etwas zu knabbern und es lief fast immer SWF3. Mir machte das Spaß und den Studenten ebenso. In meinem Forschungsthema ging es um digitale Holographie und optische Computer. Wir entwickelten mit dem PC neuartige optische Komponenten, die für zukünftige Computer- oder Lasersysteme eingesetzt werden sollten. Wir hatten aus Spaß auch Effektoptiken für Handlaser hergestellt. Durch das interessante Thema und die gute Stimmung kamen viele Studenten. So entstand ein großartiges Forschungsteam aus jungen Leuten, die ich so gut finde, dass ich ihre Namen hier nenne: Harald Aagedal, Hakam Kalouti, Andreas Klappenecker, Brigitte Schillinger, Michael Schmid, Axel Stollfuss und Heiko Schwarzer. Wir waren wirklich gut drauf, sehr motiviert und im vollen Kreativmodus. Wir reisten mehrfach in die USA, besuchten bekannte Forschungsinstitute und stellten unsere Ergebnisse auf Konferenzen vor. Das Schönste an der Zeit war der Zusammenhalt im Team, unsere gemeinsamen Abenteurer und die damit verbundenen Erfolge. Wir hatten viele Studenten, die ihre Diplom- oder Studienarbeiten mit tollen Ergebnissen abschlossen, und die heute erfolgreich im Beruf stehen.

Wenn Du in der Forschung arbeitest, dann spezialisierst Du Dich auf ein Thema und steckst Deine ganze Energie und Zeit da rein. Manche Themen kannst Du nur an wenigen Orten betreiben. Ich wollte mich nicht auf die Dauer soweit einschränken. Es lief auch finanziell nicht immer stabil. Gegen Ende der 90er Jahre entbrannte in der Industrie ein regelrechter Hype rund um die Entwicklungen zum Internet. Das war der richtige Zeitpunkt für den Wandel. Ich entschied ich mich, in die Internet-Industrie zu wechseln.

War es Zufall oder Fügung? Wer weiß das schon. Eines Morgens entdeckte ich in der Süddeutschen Zeitung die Anzeige eines Schweizer Technologieunternehmens in der Nähe von Zürich. Die suchten einen jungen motivierten Systemingenieur in der Informationstechnik. Ich war neugierig und fuhr den langen Weg mit der Bahn bis kurz vor Zürich, ins Limmattal. Am Bahnhof von Brugg erwartete mich Ruedi Scheller mit einem strahlend herzlichen Lächeln, das ich bis heute nicht vergessen habe. Ruedi war und ist aus meiner Sicht der Vorzeigechef schlechthin: stets freundlich, kompetent, gelassen und immer da, wenn man ihn braucht. So begann mein Einstieg in die Welt der Wirtschaft und der Eidgenossen. Die Schweiz ist nicht nur was für Alphornbläser, sondern auch eine gute Wahl für Tekkies und Künstler.

Beruflich bin ich seitdem in verschiedenen Bereichen und Rollen unterwegs gewesen. Heute arbeite ich als Moderator, Coach und Sachverständiger zugleich. Ich bin in Organisationen aus Industrie, IT und Medien anzutreffen, wo oft schwierige Themen vermittelt und beurteilt werden müssen. Daneben arbeite ich selbstständig kreativ an Themen, die mir persönlich besonders wichtig sind oder die mir einfach Spaß machen. Einiges dazu erfahrt Ihr hier am Treffpunkt. Wir leben in sehr schnellen und hektischen Zeiten mit vielen Veränderungen. Aus meiner Sicht sind Entspannung und Raum für Kreativität wichtige Voraussetzungen, um Orientierung zu gewinnen und die anstehenden Veränderungen besser zu gestalten. Mit Unterhaltung und Witz geht’s einfach besser – Lachen ist gesund. Dank der neuen Medien sind Unternehmen viel kommunikativer geworden und entwickeln Beziehungen zu den Menschen. Umgekehrt hat auch die Gesellschaft ein großes Interesse an Wirtschaftsthemen. Wir sehen neue Gesichter im Fernsehen, wie zum Beispiel „Mr. Dax“. Dirk Müller ist ein interessanter und fachkundiger Mann, der „Klartext“ spricht und sich dadurch beim Publikum Sympathien und Vertrauen erarbeitet hat. Er schlägt eine Brücke zwischen der Wirtschaftswelt und den Menschen. Das kommt gut an.

„Gibt Deiner weiblichen Seite mehr Raum“, riet mir einmal Edith Bässe. Das war während meines Zweitausbildung an der Akademie der Deutschen POP in München. Ihren Rat hatte ich bis dahin zum ersten Mal in meinem Leben gehört und noch nie wirklich darüber nachgedacht. Edith ist Moderation bei NRJ München und eine großartige Lehrerin. Bis dahin waren meine Mentoren durch die Bank männlich und rational gepolt. Es ging fast immer um harte Ziele, analytische Methoden und Leistungsprinzip. Doch was ist mit Träumen, Berührungen, Trauer und Freude? Warum nicht die Dinge einfach mal geschehen lassen, die Welt mit allen Sinnen erfassen und einfach genießen? Als ich mir das so überlegte, wurde mir klar, dass viele Einflüsse in meinem Leben zwar gut, aber nicht ausbalanciert waren. Von da ab machte ich mich auf den Weg, mehr über mich, mein Innenleben und meine Gefühle zu erfahren. Ich lernte Susanne Bentzien kennen, Schauspielerin und eine großartige Persönlichkeit, die mir neben dem Sprechen deutsche Literatur nahe brachte. Sie weckte auch meine Neugier auf Schauspiel, und ich nahm einige Kurse. Mir hat das geholfen, um spielerisch an Situationen heranzugehen und mehr über mich und Menschen zu lernen.

Ich glaube, dass die Notwenigkeit der Balance zwischen männlichen und weiblichen Kräften im Leben im Allgemeinen völlig unterschätzt wird. Ich kann das aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen, dass in der Wirtschaftswelt Männer und selbst die Frauen in Führungsfunktionen dazu neigen, das Männliche auszuleben. Oft spielen nur Aufträge, Prozesse, Arbeit, Pflicht und Durchhaltevermögen eine Rolle, während Sinnlichkeit, Gefühle, Spaß und Entspannung zu kurz kommen. So gerätst Du leicht in das berüchtigte Hamsterrad. Das macht Menschen auf die Dauer unglücklich und krank. Die weiblichen Kräfte, Herz und Gefühl, steuern dagegen und schaffen einen gesunden Ausgleich – aber nur dann, wenn sie als gleichberechtigt angesehen und eingesetzt werden. Davon sind wir derzeit weit entfernt, denn weibliche Kräfte werden fälschlicherweise oft als Schwäche ausgelegt.

„Unterhaltung weckt Inspiration“ ist unser Claim am Treffpunkt-Teiwes. Ich liebe es ja, Menschen auf neue Ideen zu bringen, sie mitzureißen. Es ist gut, mal über den Tellerrand zu schauen und darüber nachzudenken: „wer bin ich, wie möchte ich sein, was möchte ich tun“. Ich hoffe, dass ich den einen oder die andere unter Euch ermutigen kann, sich weiterzuentwickeln und Veränderungen mit Mut und Zuversicht anzugehen, egal in welcher Lebensphase Ihr Euch befindet. Vergesst nie, wer Ihr seid, Euch selbst zu schätzen und zu lieben. Damit wünsche ich Euch ganz viel Erfolg und jede Menge glückliche Momente auf Eurem weiteren Lebensweg.

Herzlich willkommen am Treffpunkt
Herzlich willkommen am Treffpunkt