Christina Kaschuba ist Dramaturgin und unterstützt seit vielen Jahren Drehbuchautoren, Redaktionen und Produktionsfirmen bei der Drehbuchentwicklung für Kino- und Fernsehfilme. Schon von daher interessiert sie sich für Menschen und deren Lebensgeschichten. Ein Drehbuch wird in der Regel nicht nur einmal geschrieben. Mit jeder Entwicklungsstufe kommt man der Geschichte, ihren Figuren, einer guten Struktur und dem wahren inneren Thema ein wenig mehr auf die Spur. Am Ende des Entwicklungsprozesses sollte ein Drehbuch vorliegen, das eine möglichst optimale Grundlage für den zu realisierenden Film bereitstellt, ein Drehbuch, das alle am Dreh beteiligten Kreativen stark inspirieren kann.
Christina Kaschuba hat Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Film- und Fernsehforschung und Philosophie in Bielefeld und Siegen studiert und später im Sonderforschungsbereich „Bildschirmmedien“ an der Universität Siegen gearbeitet. Als Script Consultant und Dramaturgin hat sie an zahlreichen Film- und TV-produktionen mitgewirkt, u.a. bei den Filmen „Stiller Sommer“ (Buch u. Regie: Nana Neul), Pommes Essen (Buch: Tina von Traben, Rüdiger Bertram; Regie: Tina von Traben) oder Madly in Love (Buch: Elke Rössler, Eva Vitija; Regie: Anna Luif).
Christina, in der Filmbranche zu arbeiten, ist faszinierend. Du bist schon seit vielen Jahren dabei. Wer sind Deine großen Vorbilder?
Spirituelle Persönlichkeiten wie Gandhi oder Buddha, die Mitglieder der „Weißen Rose“, Martin Luther King, Mutter Theresa, Mandela – oder lebenslang Filmschaffende wie Hitchcock, Truffaut, Rohmer oder Jane Campion.
Was hat diese Personen zu Deinen Vorbildern gemacht?
Ihr Streben nach ethischem Verhalten, nach einer Verbesserung der Gesellschaft, nach Gerechtigkeit. Beeindruckt hat mich aber auch ihr Streben nach einer eigenen Vision, nach einem konsequent verfolgten Lebenswerk.
Hattest Du auch Idole?
Unbedingt: da waren zum Beispiel die Beatles, diverse Starschauspieler oder Schauspielerinnen wie Romy Schneider.
Was unterscheidet Idole von Vorbildern?
An Idole, wie ich es verstehe, bin ich eher emotional gebunden: Sie „interessieren mich“, ich „mag sie“, ich „fühle mit ihnen“, ich „sehe sie gerne“. Das Interesse an Idolen hat für mich eher mit Vergnügen, Ablenkung, Entspannung zu tun.
Wie haben Dir Deine Vorbilder geholfen, im Leben weiter zu kommen?
Sie geben mir ein Beispiel. Sie zeigen auf, dass Grenzüberschreitungen möglich sind – und dass es auch mir möglich ist, im Leben etwas zu bewegen und zu verändern.
Wie bist Du auf Deine Vorbilder gekommen?
Durch Bücher, Filme – stärker auch durch den Religionsunterricht. Denn der hat mir spirituelle Persönlichkeiten näher gebracht.
Wann brauchen Menschen Vorbilder?
Vorbilder kann man sein Leben lang gebrauchen, aber natürlich insbesondere in kritischen Lebenssituationen.
Wie groß kann die Kraft der Vorbilder sein, und wann wie wird diese Kraft entfesselt?
Die Kraft eines Vorbilds hängt von vielen Umständen ab, zum Beispiel, wie lange man das Vorbild schon hat und wie tief der Vorbildcharakter im eigenen Sein verwurzelt ist. Wichtig ist auch, wie gut ein gewähltes Vorbild auf die jeweilige Situation passt.
Wenn man ein Vorbild relativ früh im Leben gefunden hat und dessen Handlung entsprechend tief beeindrucken konnte, dann schwingt dieses Vorbild im Alltag immer auch ein wenig mit.
Was können oder sollten Vorbilder nicht leisten?
Kein Vorbild passt hundertprozentig zu der jeweiligen Herausforderung, der man sich stellen muss. Ein Vorbild kann Dir eine Richtung weisen oder bestimmte Grundentscheidungen mit beeinflussen. Doch kein Vorbild kann Dir Deine eigene Entscheidung abnehmen.
Was rätst Du anderen Menschen, wie sie ihren Weg im Leben finden können?
Es ist wichtig, sich für andere Menschen und deren Erfahrungen zu interessieren, dabei offen zu sein für Anregungen und gute Hinweise. Aber auch mit den ethischen Lehren der Menschheitsgeschichte sollte man sich auseinandersetzen: mit der Frage nach dem Sinn von Religion, dem Sinn der Gebote, dem Sinn von Morallehren. Du solltest Dich fragen: was davon will ich in das eigene Leben integrieren? Religions- oder Ethikunterricht halte ich nach wie vor für wichtig. Auch das Wissen darum, worauf die unterschiedlichen Kulturen aufbauen, sollte gesucht werden. Es ist wichtig, die Welt nicht nur an der Oberfläche zu betrachten, sondern auch in die Tiefe zu verstehen zu versuchen!
Interessante Links zu Christina Kaschuba
- Christina Kaschuba, European Script Consulting
- Christina Kaschuba in der “International Movie Database”
- Internationaler Filmkongress der Filmstiftung NRW 2005, Zeit für Geschichten – Drehbuchentwicklung und Dramaturgie
- „Stiller Sommer“, Liebesfilm, 2014
- Pommes Essen“, Kinofilm, 2013
- „Madly in Love“, Culture-Clash-Komödie, Schweiz, 2009