Geschichten und Erlebnisse zur Adventszeit

Geschichten und Erlebnisse zur Adventszeit

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Der makulierte Weihnachtsschatz

Vor einigen Jahren, es war am Vormittag von Heiligabend, ging ich in der Stadt Lage, um kleine Geschenke zu kaufen. Lage liegt im Herzen des ehemaligen Fürstentums Lippe. Hier bin ich aufgewachsen. Lage war an dem Morgen gut besucht. Die Menschen liefen emsig durch die Fußgängerzone und machten ihre letzten Weihnachtseinkäufe. Als ich durch die City-Passage ging, fiel mir ein Geschäft auf. Es war völlig ausgeräumt, auf einfachen Tischen standen Kisten. Ein Mann wachte über die Unordnung. Ich war neugierig, ging in das Geschäft und schaute in die Kisten. Sie waren voll mit Büchern. Auf einem Plakat stand „Bücher ab 1 Euro“. Nichts ist schöner als Suchen, dachte ich mir, und grub mich durch die Kisten. Ich hatte Zeit.

Geschichten zur Weihnachtszeit
Geschichten zur Weihnachtszeit

Bücher sind etwas Wunderbares. Ich habe so viel aus Büchern gelernt und Freude damit gehabt. Ich inspizierte ein Buch nach dem anderen. Schließlich hielt ich inne. „Weihnachtsnüsse eß ich gern – Geschichten, Gedichte und Lieder zur Weihnachtszeit“. Auf dem Titelbild stapfen durch den tiefen Schnee drei kleine heilige Könige, eingekleidet in dicken Mänteln mit bunten Schals, und jeder hatte eine Krone. Die drei kleinen Könige sind Kinder, verkleidet und mit froher Mine. Das Buch berührt mich – weckt Kindheitserinnerungen. Wo mag es wohl herkommen?

Ich schlage das Buch auf. Copyright 1984, Verlag Heinrich Ellermann, München. Das Buch ist 30 Jahre alt, mit Geschichten, Gedichten und vielen phantasievollen Bildern – so richtig schön weihnachtlich im guten alten Stil. Der Stempelabdruck „Makuliert“ bedeutet, dass dieses Buch aus dem Verkehr gezogen wurde. Oftmals geschieht dies, wenn Bücher nicht mehr verkauft werden können. Solche Restbestände sind gewissermaßen dem Ende geweiht, sollte sich kein neuer Besitzer finden. Ein weiterer Stempel verrät die Herkunft des Buches: Stadtbibliothek Leverkusen. Offenbar hat jemand die alten Buchbestände der Bibliothek ausgeräumt, und der Typ an dem Ladentisch vertickt, was noch zu verticken ist. Dem Rest droht vermutlich ein Ende im Altpapier. Fünf Euro sollte das Buch kosten. Ich ging zu dem Mann am Ladentisch, gab ihm das Geld, und wünschte ihm frohe Weihnachten. Das wunderbare Buch hatte ich an diesem Heiligabend gerade noch rechtzeitig gerettet.

Immer zur Weihnachtszeit nehme ich das Buch hervor und lese darin. Die Geschichten und Bilder berühren. Es geht darin nicht um die Ware Weihnachten, sondern um das wahre Weihnachten. Wenn die Geschichten mit viel Phantasie und liebevoll vorgelesen werden, kann man sich dabei so richtig wohl fühlen. Die Magie dieser besonderen Jahreszeit lebt bei Kindern und Erwachsenen auf.

Schnee im Dorf

In Zeiten des Klimawandels gibt es vor Weihnachten selbst in der Schweiz nur selten Schnee in den Niederungen. Doch in der Nacht zum Samstag vor dem 2. Advent geschieht das Unerwartete: dicke Schneeflocken fallen aus dem Schwarz des nächtlichen Himmels. In kurzer Zeit liegt eine dichte Schneedecke am Boden, und es schneit locker flockig weiter. Am Morgen wirkt alles winterlich schön.

Wohin man schaut, lümmeln sie auf den Hecken, dick und weiß und faul, und drücken die Zweige nieder. Schneebären!

Auf den Ästen der Obstbäume liegen sie zu Aberhunderten: Schneemarder und Schneemäuse! Schneepudel! Schneepumas! Und dort gar in der großen Astgabel, ein richtiger Schneenikolaus!

Hubers haben einen Zaun. Der gilt nicht mehr. Schnee steigt von der Straße in Hubers Garten. Und von Hubers Garten in Auerbachs Garten.

Schnee… Schnee…

Und es schneit noch immer.

Ich gehe mitten auf der Straße. Heute fährt nur, wer wirklich muss. Keiner muss wirklich. Ich tue einen spaßigen Gang. Zum Postkasten. Unterm Mantel, in der inneren Rocktasche, trage ich einen Brief nach Graz. Ich hätte auch draufschreiben können: Paradies. Oder Atlantis. Es gibt nur noch das Dorf. Und vielleicht noch die Flur drum herum. Und wenn’s hoch geht, den Wald auf dem Hügel.

Ein Schneemann kommt auf mich zu. Wir bleiben stehen und reden ein paar Worte miteinander. Heute redet jeder mit jedem. So ein Tag ist das.

Liegt schon mal Schnee, sind die Kinder im Dorf nicht mehr zu bremsen. Mütze auf, mit Schlitten raus! Jeder noch so kleine Hügel wird zur Abfahrtpiste. Kinderglück!

Winterland
Winterland

Auf einmal taucht zwischen den dicken grauen Wolken die Sonne auf und beleuchtet die naheliegenden Hügel des Limmattals. Wunderbar! Wie wäre es mit einer Wanderung durch den winterlichen Wald? Spontanität ist gefragt, denn wer weiß schon, wie lange die Schneepracht erhalten bleibt.

Im winterlichen Zauberwald

Wenn der Wald durch den Schnee wie mit Puderzucker bedeckt ist, glänzt er und verbreitet eine Faszination. Er wirkt so sauber und festlich. Unter dem Profil meiner Schuhsohlen knirscht der Schnee. Fußspuren auf dem Weg zeigen, ich bin nicht allein. Doch es ist weit und breit niemand zu sehen.

Das ist Winter zum Anfassen! Ich nehme einen Ballen Schnee in die Hände und werfe ihn Euch zu! Ich erinnere mich, während meiner Kindheit gab es im Winter oft viel und dauerhaft Schnee. Das erste, was wir als Kinder bei Neuschnee machten, war eine gehörige Schneeballschlacht. Oft waren wir völlig durchnässt. Aber das gehörte eben dazu.

Der Weg führt mich durch ein Gewölbe geformt aus den schneebedeckten Ästen junger Bäume. Ich blicke ins Weiß: Schnee, Schnee und nichts als Schnee. Mir gefällt‘s! Ich folge den Spuren auf dem Pfad, der langsam bergaufwärts führt.

Ich erreiche eine Lichtung. Von hier ist die Spitze des Hausbergs in Sicht. Hohe Bäume ragen imposant in den Himmel. Von nun an geht es richtig bergauf. Der Pfad wird schmaler, führt stellenweise über Treppen immer weiter nach oben. Nicht nur ich laufe, sondern auch meine Nase. Ich nehme ein frisches Taschentuch und tröte durch die Nase in den Wald. Laufende Nasen – auch das gehört zu Weihnachten. Nach etwa einer halben Stunde erreiche ich die Bergkuppe. Als der Wald endet, eröffnet sich vor mir eine Wiese mit einem grandiosen Panoramablick ins Limmattal bis nach Zürich. Wunderbar!

Panoramablick ins Limmattal
Panoramablick ins Limmattal

Heimische Gemütlichkeit

Nach einer Winterwanderung ist gibt es nichts Schöneres als eine Kaffeepause mit Kuchen bei netter Gesellschaft in der warmen Stube. Gesellschaft habe ich heute nicht, dafür aber einen wunderbaren Christstollen von der Bäckerei „Limmat Beck“ nebenan. „Zeit nehmen, Genuss geben“, heißt deren Motto. Der Christstollen ist mit Marzipan und Früchten gefüllt. Sehr lecker!

Ich ziehe mich bequem an und mache es mir gemütlich. Ich hatte mir letztes Jahr ein Paar witzige Wintersocken gekauft. Sicher nichts für die Arbeit – haha – obwohl, interessant ist der Gedanke schon. Diese Socken würden so Manchen aus dessen Socken hauen!

Weihnachtspost

In Zeiten von Whatsapp, SMS oder E-Mail, und da wir angeblich immer weniger Zeit haben, gibt es nur noch selten echte Weihnachtspost. Warum eigentlich? Die Menschen werden heutzutage älter als je zuvor. Wir müssten also mehr Zeit haben. Dann ist es wohl doch eher eine Frage der Bequemlichkeit?

Digitale Nachrichten sind in einer sehr kommunikativen, medialen und internationalen Welt nicht mehr wegzudenken. Doch wir alle merken, dass die digitale Post zu Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit verleitet. Ein echter, liebevoll geschriebener Brief ist dagegen etwas Besonderes und erfreut eigentlich jeden Menschen. Es ist also einfach, Menschen zu überraschen und Freude zu bereiten – darum schreibe ich Weihnachtsbriefe.

Dieses Jahr gibt es witzige Weihnachtsbriefmarken und Karten mit wunderbaren Motiven. Was wäre, wenn das alles wegfiele – weil das Interesse immer mehr nachlässt? Die Designer der Briefmarken und der Weihnachtskarten, die Kartendrucker, die Postboten – sie alle bräuchten wir nicht mehr. Und wir alle, die in diesen oder ähnlichen Berufen arbeiten oder einmal arbeiten wollen, sägen durch ein allzu unbedachtes digitales Gehabe an unserem eigenen beruflichen Ast.

Ich erinnere mich an meine Großmutter Emma. Frühzeitig vor Weihnachten begann sie akribisch einzukaufen und alles bereitzustellen für „das große Päckchen- und Paketpacken“. Damals war Deutschland noch geteilt. Viele der Pakete gingen in die Ostzone. Meine Großeltern hatten dort Freunde und entfernte Verwandte. In die Pakete kamen Apfelsinen, Bananen, Gebäck, Wurst, ein Tannenzweig mit etwas Lametta und natürlich eine schöne, handgeschriebene Weihnachtskarte. Emma machte sich viel Arbeit, und meine Mutter setzte ihr Werk fort, als Emma nicht mehr konnte. Bis zum heutigen Tag sind beide für ihre Freundlichkeit und ihr soziales Engagement bei vielen Menschen sehr geschätzt. Ich weiß daher, was es wert ist, Liebe und Zeit in Freundschaften zu investieren und sich sozial zu engagieren. „Das kommt auf irgendeine Weise zu Dir zurück, und gibt Dir ein gutes Gefühl“, sagt meine Mutter. Darin liegt eine tiefe Wahrheit, die gerade zu Weihnachten richtig aufleben kann.

Weihnachtslieder

„Ich kann nicht singen!“ Das ist die übliche Ausrede, die ich oft zu Weihnachten höre, wenn es darum geht, ein Lied zu singen. Einige Menschen finden Singen offenbar peinlich – was, wenn ich die Noten nicht treffe. Na und?! Übung macht den Meister. Und Weihnachten ist die beste Zeit, um seine Stimme mal wieder auszuprobieren. Und wenn das ohne Alkohol geschieht, besteht sogar eine gute Chance, dass der Sänger Tonlage und Lautstärke angenehm trifft.

Das Singen in der Weihnachtszeit folgt einer alten Tradition. Im Mittelalter wurde die Musik, ähnlich der Mathematik, sogar als Schlüssel zum Zugang zur der himmlischen Harmonien und Gesetze Gottes verstanden. Man glaubte, dass das Lauschen der Akkorde und Melodien den Menschen in eine Art Rausch versetzt, so dass er empfänglich wird für eine andere Welt und die Gesänge der Engelschöre. Da ist vielleicht etwas Wahres dran. Wer den alten Lieder lauscht oder gar mitsingt, wird ein wohliges Empfinden verspüren. Das liegt an der wundervollen Atmosphäre, die diese Lieder verbreiten, aber auch am Singen selbst. Durch Musik und Gesang werden unser Gehirn und unser Kreislauf angeregt. Wer eine Weile lang singt, wird das merken. Das folgende Lied von Friedrich Silcher (Song) und Wilhelm Hey (Text) aus dem Jahr 1837 wird wohl jeder kennen. Warum nicht jetzt einmal mitsingen?

Alle Jahre wieder
Kommt das Christuskind
Auf die Erde nieder,
Wo wir Menschen sind;

Kehrt mit seinem Segen
Ein in jedes Haus,
Geht auf allen Wegen
Mit uns ein und aus;

Ist auch mir zur Seite
Still und unerkannt,
Daß es treu mich leite
An der lieben Hand.

Zürcher Grossmünster im Schneetreiben
Zürcher Grossmünster im Schneetreiben

Ein Kommen und Gehen

„Nun sagt man in diesen Tagen im Advent, dass Einer kommt, zu uns kommen will. Jedoch seltsam: kaum jemand bleibt und wartet daheim. Wie selten im Jahr sind in diesen Wochen ein Gehen und ein Rennen, ein Kaufen und ein Schleppen, ein Fahren und ein Reisen. Wenige sind es, die warten und bleiben. Wie soll da einer kommen?“, fragt Christoph Sigrist, Pfarrer am Grossmünster, im Gottesdienst am 2. Advent und setzt fort: „Es ist nicht leicht, in diesen Tagen, wo alles rennt und läuft, einfach die Hände in den Schoss zu legen und nichts zu tun. Wer es vielleicht wollte, der darf es nicht, weil die Pflicht ruft. Und wer es dürfte, der will nicht.“

Auch mir kommt es so vor als würden die Adventstage nur so dahinfliegen. Es gibt vieles zu erledigen vor Jahresende. An den Wochenenden locken die Geschäfte und Weihnachtsmärkte. Zu Weihnachten wird mehr verkauft als in allen anderen Monaten des Jahres. Freundinnen von mir, die in Geschäften arbeiten, finden das nicht nur gut. Sie kommen abends nach Dienstschluss fix und fertig nach Hause. Ich frage mich, ob wir Menschen und Konsumenten auch in der Lage wären, zu verzichten und der Weihnachtszeit eine Chance zu geben – statt Einkauf, Freunde oder Familie zu besuchen, mit den Kindern schlitteln zu gehen oder daheim einfach die Seele baumeln zu lassen? Und wie steht es um Weihnachten und dem, der da kommen möchte?

„Ja, zu uns möchte Einer kommen. Er kann jedoch nur kommen, wenn wir daheim sind und Ihm auftun, wenn wir bei uns daheim sind und mindestens einen Spalt unseres Herzen öffnen“, erklärt Pfarrer Siegrist. Ich kann ihn verstehen. Weihnachten hat eigentlich mit Konsum nichts zu tun. Es geht um die kleinen, schönen Begebenheiten, die oft ungeahnt geschehen, wenn jemand kommt.

Auf dem Weg durch die Bahnhofstrasse fällt mir in der Menge gut gekleideter Menschen ein einzelner Mann auf, der heruntergekommen wirkt. Sein Gesicht erscheint zart, aber verbraucht – die Augenlieder hängen, die langen Haare sind ungepflegt. Seine Schuhe sind nicht wirklich winterfest. Aus der kleinen Maronibude gegenüber kommt eine Frau herbeigelaufen. In ihrer Hand hält sie eine Tüte heiße Maroni. Lächelnd reicht sie dem Mann die Tüte. Seine Gesichtszüge hellen sich auf. Er bedankt sich höflich und beginnt zu essen. Diese Szene hat mich so berührt, dass ich spontan hinlaufe und dem Mann einen Zwanziger reiche. Er kann es kaum glauben. Er küsst das Geld, schaut mir in die Augen und reicht mir die Hand. Er hält sie eine Weile und lächelt. „Grazie!“. Dann zieht er weiter. Ich setze nur langsam meinen Weg fort. In Gedanken mache ich mir Sorgen um diesen Mann, denn er scheint mir nicht sicher. Für eine längere Kälteperiode ist seine Kleidung womöglich nicht warm genug. Ich schau mich erneut nach ihm um. Er ist verschwunden.

Die Nacht bricht an im Zauberwald

Schneewanderung in die Abend

Es gibt ja nur selten die Gelegenheit, im Schnee zu wandern. Doch besonders schön, da sehr atmosphärisch und reizvoll, ist eine Wanderung in die Nacht. Ich zieh mir nochmal warme Kleidung über, Socken und dicke Stiefel, dann geht’s los. Im fahlen Licht der Abenddämmerung wirkt der winterliche Zauberwald dicht, dunkel und geheimnisvoll. „Und, traust Du dich?“, geht es mir durch den Sinn. Nachts wirken Wälder und Natur auf uns ausdruckvoller, mächtiger und auch etwas gefährlich. Uralte Reflexe werden in uns geweckt. „Ja, ich trau mich!“

Schneegeister

Der zentimeterdicke Schnee auf den Tannenzweigen nimmt stellenweise sonderbare Formen an. Ich erinnere mich an ein Gedicht aus dem Weihnachtsbuch:

Traust Du dich nachts zum Zauberbaum,
allein, durch stille Gassen?
Dann siehst Du viele Geisterlein,
die Wünsche wachsen lassen.

„Hallo, Ihr Geister!“, rufe ich in den Wald. Ich glaube, ich hab Halluzinationen, und muss lachen.

Die Kälte hat den Schnee gehärtet. Unter meinen Schuhen knackt und knirscht das Eis. Nach einer Weile gelange ich auf eine Lichtung. Durch die Bäume scheinen wie hunderte Sterne die Lichter des Dorfes. In der Ferne ist noch ein anderer Schein zu sehen, das meine Neugier weckt. Ich gehe einige Meter, um eine bessere Sicht ins Tal zu erhalten.

In der Ferne auf einem Fels in Baden thront die Burgruine Stein vor einer Kulisse schneebedeckter Hügel. Scheinwerfer beleuchten ihre Burgmauern und die intakte Kapelle Sankt-Nikolaus. Die Kapelle enthält einen Altar mit einem Bild des Nikolaus von Myra. Nikolaus wirkte als Bischof im 3. Jahrhundert nach Christus in Myra, einem Ort in der Nähe des heutigen Antalya. Der Sage nach hatte Nikolaus seinen Besitz unter den Armen verteilt. Es ist dieser Nikolaus, den wir am 6. Dezember feiern.

Ich freue mich über die schöne Aussicht auf die Ruine im winterlichen Tal. Wie friedlich und festlich alles wirkt. Es ist absolut still – ein ganz besonderer Moment.

Irgendwann fröstelt es mich. Und so begebe ich mich langsam auf den Heimweg. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die ich in dem Weihnachtsbuch gelesen habe:

Eine Wintergeschichte (von Max Bolliger)

Es war einmal ein Mann. Der besaß ein Haus, einen Ochsen, eine Kuh, einen Esel und eine Schafherde. Der Junge, der die Schafherde behütete, besaß einen kleinen Hund, einen Rock aus Wolle, einen Hirtenstab und eine Hirtenlampe.

Auf der Erde lag Schnee. Es war kalt und der Junge fror. Auch der Rock aus Wolle schützte ihn nicht. „Kann ich mich in Deinem Haus wären?“, bat der Junge den Mann. „Ich kann die Wärme nicht teilen. Das Holz ist teuer“, sagte der Mann und ließ den Jungen in der Kälte stehen.

Da sah der Junge einen großen Stern am Himmel. „Was ist das für ein Stern“, dachte er. Er nahm seinen Hirtenstab, seine Hirtenlampe und machte sich auf den Weg.
„Ohne den Jungen bleibe ich nicht hier“, sagte der kleine Hund und folgte seinen Spuren. „Ohne den Hund bleiben wir nicht hier“, sagten die Schafe und folgten seinen Spuren. „Ohne die Schafe bleibe ich nicht hier“, sagte der Esel und folgte ihren Spuren. „Ohne den Esel bleibe ich nicht hier“, sagte die Kuh und folgte seinen Spuren. „Ohne die Kuh bleibe ich nicht hier“, sagte der Ochse und folgte ihren Spuren.

„Es ist auf einmal so still“, dachte der Mann, der hinter seinem Ofen saß. Er rief nach dem Jungen, aber er bekam keine Antwort. Er ging in den Stall, aber der Stall war leer. Er schaute in den Hof hinaus, aber die Schafe waren nicht mehr da. „Der Junge ist geflohen und hat alle meine Tiere gestohlen“, schrie der Mann, als er im Schnee die vielen Spuren entdeckte. Doch kaum hatte der Mann die Verfolgung aufgenommen, fing es an zu schneien. Es schneite dicke Flocken. Sie deckten die Spuren zu. Dann erhob sich ein Sturm, kroch dem Mann unter die Kleider und biss ihn in die Haut. Bald wusste er nicht mehr, wohin er sich wenden sollte. Der Mann versank immer tiefer im Schnee.

„Ich kann nicht mehr“, stöhnte er und rief um Hilfe. Da legte sich der Sturm. Es hörte auf zu schneien, und der Mann sah einen großen Stern am Himmel. „Was ist das für ein Stern?“, dachte er. Der Stern stand über einem Stall, mitten im Feld. Durch ein kleines Fenster drang das Licht einer Hirtenlampe.

Der Mann ging darauf zu. Als er die Tür öffnete, fand er alle, die er gesucht hatte, die Schafe, den Esel, die Kuh, den Ochsen, den kleinen Hund und den Jungen. Sie waren um eine Krippe versammelt. In der Krippe lag ein Kind. Es lächelte ihm entgegen, als ob es ihn erwartet hätte. „Ich bin gerettet“, sagte der Mann und kniete neben dem Jungen vor der Krippe nieder.

Am anderen Morgen kehrten der Mann, der Junge, die Schafe, der Esel, die Kuh, der Ochse und auch der kleine Hund wieder nach Hause zurück. Auf der Erde lag Schnee. Es war kalt. „Komm ins Haus“, sagte der Mann zum Jungen, „ich habe Holz genug. Wir wollen die Wärme teilen.“

Wunderschöne Weihnachtskrippe in Neuenhof
Wunderschöne Weihnachtskrippe in Neuenhof

Ich wünsche Euch wunderbare Weihnachtstage und dass ihr ein Licht aussendet an diejenigen, die traurig sind und wenig Licht haben. Dann wird das Weihnachtswunder wahr!

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